Review:

Come What(Ever) May

(Stone Sour)

So ist das mit den bösen Buben und so wars schon immer. Unter der harten Schale steckt der weiche Kern. Hier also gewissermaßen unter der Gummimaske, die einige SLIPKNOTen für STONE SOUR von Zeit zu Zeit ausziehen. Allen voran fällt natürlich Sänger Corey Tayler ins Ohr. Während er bei SLIPKNOT durchgängig ein hohes Aggressionspotential hält, tönt er bei STONE SOUR wie schon beim Debut eher nach ALICE IN CHAINS als nach polarisierender Schreimachine. Dass bei einer solchen Ausrichtung vocaltechnisch mehr Freiräume warten, liegt eigentlich auf der Hand. Dass sie nicht immer genutzt werden zeigen genug Bands jeden Tag. Und auch "Come What(ever) May" beginnt leider so facettenarm wie viele Songs des Vorgängeralbums: "30/30-150" eröffnet rockig und zu gradlinig, der Titeltrack greift die musikalische Thematik auf und kann mich ebenfalls nicht begeistern. Die Gitarren sägen etwas vorsichtig, die Drums sind erwartet fett, der Gesang tönt nach modernem Rock. Öde. Vom schlummernden Potential schimmert zum ersten mal nach der Hälfte der Songs bei "Reborn" einiges durch: In einem tollen Spannungsbogen steigert man sich bis in einen gebrüllten Chorus, die Gitarren bringen eine tolle Melodie, der vielseitige Gesang ist großartig - und richtig rocken dazu sollte auch locker möglich sein! Würden sich STONE SOUR nicht im Chorus bei tollen Titeln wie "Socio" (grandios eingängige Bassline) in fast poppige Harmonien verrennen, die eines radiotauglichen Bon Jovi würdig sind, könnten noch mehr Titel punkten. Ein ähnliches Kaliber wie "Reborn" fährt auch "1st Person" auf - melancholisch und melodiöse Zwischenspiele inklusive. Die sehr schmalzige Ballade "Through Glass" überrascht nur im SLIPKNOTischen Kontext, wie das besser geht zeigen sie bei "ZZYXZ RD." selbst: Zu Beginn sind nur ein Piano und Corey zu hören. Und verdammt, das klappt. Ab sofort höre ich SLIPKNOT anders.

Come What(Ever) May


Cover - Come What(Ever) May Band:

Stone Sour


Genre: Rock
Tracks: 11
Länge: 49:4 (CD)
Label: Roadrunner Records
Vertrieb: Roadrunner Records