Review:

Airs - A Rock Opera

(Steve Brockmann & George Andrade)

Bei so manchem Musikfan scheint ja der Begriff „Rock-Oper“ u.a. durch teilweise inflationäre Projekte in den letzten Jahren, die dann teilweise leider auch mit eher bescheidener Qualität aufwarteten, eher negativ besetzt zu sein. Für mich als Fan und Reviewschreiber trifft dies absolut nicht zu. Spätestens (nur um mal einige Vertreter zu nennen) seit MARILLIONs „Misplaced Childhood (1985), QUEENSRYCHES „Operation Mindrime“ (1988), SAVATAGEs legendären „Streets – A Rock Opera“ (1991) oder zuletzt die ganzen AYREON und nicht zu vergessen AVANTASIA-Geschichten haben es mir solche üppigen Konzeptbombastwerke mit durchgehender Story besonders angetan.

Als Rockfan sollte man die erwähnten Scheiben zumindest mal gehört haben; wobei mir die stilistischen Ausprägungen dieser oftmals theatralisch, bombastischen, mal eher rockig dann wieder progmetallisch getrieben, eher egal sind und so rannte die Scheibe „Airs – A Rock Opera“ bei mir sofort offene Türen ein. Die beiden Macher hinter dem Projekt sind für die Musik der deutsche Songwriter und Multiinstrumentalist Steve Brockmann und der US-amerikanische Schriftsteller Geroge Andrade, der für die Story des Albums verantwortlich war.

Seit 2008 arbeitete man an „Airs“; es geht dabei um Owen Donane (der Held dieser Geschichte), der sechs Jahre lang in einer psychiatrischen Haftanstalt, da unter Alkoholeinfluss einen schlimmen Verkehrsunfall verschuldet hatte. Dabei wurde ein neunjähriges Mädchen querschnittsgelähmt. Da Owens Vater im Sterben liegt, wird er vorzeitig entlassen, kehrt in seine Heimat auf eine kleine Insel zurück. Owens Vater besaß dort früher eine Firma, die durch die Verhaftung seines Sohnes ebenfalls Pleite ging. Und jetzt folgt das große Drama mit Schuld, Sühne und Vergebung oder auch nicht.

Die beiden Masterminds lernten sich im Internet über ihre gemeinsame Leidenschaft für SPOCK'S BEARD kennen und jetzt könnte man meinen die Musik klingt auch nach den Progebärten aber (zum Glück, denn ein Fan von denen war ich noch nie so recht) überhaupt fast garnicht. Der Sound ist doch vielfach eher was die opulenten Aufbauten und Arrangements betrifft viel eher mit AYREON zu vergleichen.

Aber als Unterstützung hat man sich mit Dave Meros und Alan Morse gleich zwei SPOCK'S BEARD-Urgesteine für „Annabelle“ und das starke „Flight II“ mit ins Boot geholt.
Stilistisch geht es dann auch etwas weniger Sci-Fi-Soundtrack-artig wie bei Arjen Lucassen zu sondern doch eher 70er- und 80er-Jahre geprägt mit Sachen wie“ Tommy“.
Er gibt zig verschiedene Gesangsrollen und demnach auch einige Sänger/innen aus Deutschland, Holland, USA und Kanada. Die Mischung macht da natürlich einiges aus und so kommt hier der Stimmeneinsatz nicht immer so ganz optimal daher. Eine Hammerstimme wie die von SUN CAGED-Fronter Paul Adrian Villarreal kommt leider nur einmal vor. Dagegen ist Gordon Tittsworth (IMAGES OF EDEN) relativ häufig zu hören, hat aber nicht die so tragende Stimme. Am wenigsten überzeugt mich der hölzern klingende Cornelius Kappabani (CIMBRA), der sogar manchmal recht schief („Flight“) durch die Gegend singt. Die Frauenstimmen sind ganz o.k. aber so ein richtig geiles Duett wie u.a. bei Lucassen hat man hier nicht hingebracht, was jetzt aber nicht so schlimm ist. Die Musik ist dann aber durchweg gut bis solide geraten, wenn auch der ganz große Hit fehlt außer der saustarke Start mit „Fateful Days“. Das Album kann auch produktionstechnisch im Großen und Ganzen überzeugen (für eine Eigenproduktion voll in Ordnung) und mit schönem Booklet überzeugen und bleibt ohne echten Hänger oder Längen. Egal ob eher geprägt von Hardrock oder Metaleinflüssen bei den Gitarren, es wird mit vielen emotionellen Aufs und Abs, akustischen Parts und natürlich auch balladesken Parts geschickt und überzeugend die Geschichte rüber gebracht. Das Ganze teilt sich auf in fünf Überstücken mit mehreren Unterparts. Zunächst geht als Hinführung eher etwas verhalten dann immer wieder melodramatisch mit gewissen Einschüben dann dem dramaturgischen Finale entgegen. Dann nehmen die Riffs und der Härtegrad etwas zu. Mein Favorit ist der komplette „Books Airs“-Teil, ebenfalls sehr gelungen der Song „The Great Salt Pond“ hinten raus fast schon etwas musicalartig und einem gewissen soulig-jazzigem Vocals von Floor Kraaaijvanger (SUPERFLOOR). Danach wird es wieder metallischer „Grounded II“ gibt ordentlich Power mit etwas leichtem JUDAS PRIEST-Flair, was auch an der etwas an Halford erinnernden Timbre von Tittsworth geschuldet ist. Auch gelungen trotz nicht optimalem Gesang ist das wunderbar fließende „Hannah“ mit etwas neoprogigem Flair.

Insgesamt muß man Steve Brockmann eine mehr als solide Leistung bescheinigen, es gibt jetzt zwar nichts revolutionäres für dieses Genres aber sein abwechslungsreiches Songwriting mit guten Ideen sorgt für ein spannendes Album über die voll Spielzeit - mit ein paar (noch) besseren Sängern und einer fetteren Produktion hätte die Scheibe noch stärker werden können.

Airs - A Rock Opera


Cover - Airs - A Rock Opera Band:

Steve Brockmann & George Andrade


Genre: Rock
Tracks: 18
Länge: 74:9 (CD)
Label: CD Baby.Com / Indys
Vertrieb: Just For Kicks