Review:

Schmutzige Hände

(Stendal Blast)

Es gibt nicht viele Bands in Deutschland, die Wörter wie "Kakerlakenaugen" in ihre Texte einbauen oder die Songs mit "My Private Puff" betiteln. Die lyrische Grenzerfahrung ist bei teils scharfer Alltagsbetrachtung und teils verquerer Aneinanderreihung gut klingender Phrasen vorprogrammiert. STENDAL BLAST kalkulieren definitiv nicht damit, jedem zu gefallen. Und es ist grade die Ambivalenz ihrer Songs, die den Hörer stets auf dem Grad zwischen Nonsens und zweideutiger Tiefgründigkeit führt. Knallen tanzbare Tracks wie "Die Totale Disco" oder die Egoshooterhymne "Headshot" ohne größere Umwege direkt ins Hirn, zeugt nicht nur "My Private Puff" bei aller textlicher Klarheit von einem scharf beobachtenden Auge, die ohne pathetische Lautmalerei auskommt. Musikalisch reagiert man dagegen auf innovativer Sparflamme. Gelänge es der Band um den sympathischen dicken Mann an diesem Punkt manchmal den gleichen Scharfsinn an den Tag zu legen, mit er einfache Worte und Alltag zu einem ganz und gar nicht banalen Cocktail mischt, stünden STENDAL BLAST mehr Türen offen. Keiner anderen Band würde ich einen Song abnehmen, bei dem der Papa des Protagonisten im Studio anruft ("Im Monsun") und der Song sogar unterhaltsam ist. Das letzte Album "Fette Beute" bot in meinen Augen musikalisch etwas mehr, insbesondere die gemeinsamen Songs mit VELJANOV hatten doch mehr spannende Parts in petto als die totgehörten BLUTENGEL Harmonien auf "Schmutzige Hände". Nichtsdestotrotz ist "Schmutzige Hände" typisch STENDAL BLAST geworden, die Fans werden es lieben, die meisten anderen hassen bis lächerlich finden und einige BLUTENGEL Fans erschreckt aus dem Fenster springen. Die CD ist auch als limitierte 2-CD mit Kurzgeschichte von Kaaja Hoyda erschienen.

Schmutzige Hände


Cover - Schmutzige Hände Band:

Stendal Blast


Genre: Electro
Tracks: 14
Länge: -:- (CD)
Label: Dark Dimensions
Vertrieb: Soulfood