Review:

Live @ Rockpalast

(Spliff)

Mensch eine Live-DVD von SPLIFF, da wurde es aber echt auch mal Zeit. Die Herren Herwig Mitteregger, Bernhard Potschka, Manfred Praeker und Reinhold HeiL lernten sich ursprünglich mal Ende der 80er kenne und waren zunächst als NINA-HAGEN-(Begleit)Band bekannt geworden. Ab 1980 zog man es aber vor sich lieber selbstständig zu machen und war fortan als SPLIFF unterwegs und brachte bis zur Auflösung 1985 vier Alben unters Volk.

Aus der Reihe "Live at Rockpalast" gibt es jetzt historisches Material aus den Jahren ab 1981/82 von zwei Konzerten zu hören und natürlich sehen und die Aufnahmen belegen recht eindrucksvoll den ganz speziellen SPLIFF-Sound: deutschsprachige (obwohl das Debüt sogar in English war) Rockmusik mit starker Betonung elektronischer Parts wobei insbesondere das elektronische Schlagzeug und die prägnanten Keyboardsounds von Reinhold Heil hier ihren Beitrag leisteten.

Die Band wird ja in vielen Texten der NDW zugeordnet, was ich aber nie so recht verstanden habe, denn mit diesem vielfach oberflächlich-einfachen Spaßgedudel so ab 1981 hatte die Berliner eigentlich nicht viel am Hut. Klar einer ihrer größten Hits „Carbonara“ war ein lustiger Track und paßt da bestens ins Klischee aber ansonsten war man musikalisch doch wesentlich hochwertiger aufgestellt als viele andere NDW‘ler.
Das jahrelang von vielen Fans erhoffte Comeback der Jungs hat sich ja mittlerweile leider erledigt, da am 12.09.2012 der damalige Bassist Manfred Praeker leider überraschend verstarb - ohne sein prägnantes funkiges Bass-Spiel sowie seine tolle Stimme u.a. bei der Hammerballade „Heut‘ Nacht“ – ist die Band für mich unvorstellbar.

Die Aufnahmen der DVD beginnen mit einem Konzert von 1983 mitten in der Pampa als man am 20.05.1983 in Elspe (Sauerland) aufschlug und dort am Abend erhebliche Stromengpässe verursachte. Mehrfach viel auch gut hörbar aufgrund zu schwachen Leitungen das Equipment aus so dass Synthies, Verstärker und das Plastikschlagzeug mehrfach stockten, den Geist aufgaben oder nicht die volle Leistung brachten. Ja wie sang die Band damals schon recht treffend „Computer sind doof“ wie war aber die Band lies sich nicht beirren und legte ein enorm intensives, spielfreudiges und stimmungsvolles Konzert hin.

Egal, ob der für mich beste Song der Band "Déjà Vu", Jerusalem", "Notausgang", „Kill“, "Heut' Nacht", "Das Blech", „Herzlichen Glückwunsch“, natürlich “Carbonara“ oder auch "Rock Is A Drug" die Band zeigte ein Hammerset und das Publikum in der proppenvollen Halle ging ebenfalls sofort gut ab. Drummer Herwig Mitteregger wechslet ob gewollt oder nicht auch mal an ein „richtige“ Naturschlagzeug (paßt aber auch sehr gut) und auch Tastenmann Heil ist viel unterwegs und geht auf’s Publikum zu, klatsch ab und wünscht locker nen guten Abend.
Die Band kommt absolut sympathisch rüber, profitiert auch von ihren drei Sängern und zeigt dabei SPLIFF wohl auf dem Höhepunkt der Karriere. Trotz der vielen technischen Pannen kommt das Konzert irgendwie sehr ehrlich rüber. Klar, die Qualität ist sicherlich nicht die Beste und auch von den Aufnahmen und Schnitten her ist dies nicht der Stand heutiger DVD-Technik - aber hey dass hier ist ein amtliches Zeitdokument mit dem vollen Charme der 80er Jahre, wer das nochmal erleben will oder nachzuvollziehen versuchen ist hier goldrichtig.

Da muß man dann halt mal verzeihen, dass bei "S.O.S." fast kein Bass zu hören ist und Tastenguru Heil mit seine Keyboard und Moogsgebirgen, die öfters etwas zu weiten nach hinten gemsicht sind dafür aber das Elektrodrum viel zu zu laut erscheint. Egal die Jungs verströmen dafür die Spielfreude pur, die Kapelle zockt mit viel Herz und Verstand und reißen die Fans förmlich mit.

Nach diesem Gig gibt es ein lustiges (nicht nur wegen der typisch bunten Klamotten) Interview mit Spliff, dass
geringerer als der junge „Uns“ Tommy Gottschalk führt und die Jungs gewohnt locker und flapsig ausfrägt. Die knappen 2:43 Minuten im Vorfeld des Rock-Pop Festival am 19.12.1981 in der Dortmunder Westfalenhalle sind sehr unterhaltsam es geht locker zu und hätte ruhig noch etwas länger gehen dürfen.
Genauso wie die sieben Songs, die mit einem "Intro" starten und qualitätsmäßig den Sauerland deutlich in den Schatten stellen. Der Sound ist wesentlich voluminöser, die Bilder sind etwas wesentlich abwechslungsreicher
Man gibt hier wohl zum ersten Mal neues Material vom kommenden Album "85555" vor, dass zu dem Zeitpunkt noch gar nicht veröffentlicht war. Es war das erste in Deutsch und war nach seiner Katalognummer benannt.
Insbesondere "Heut' Nacht“ ist gänsehautmäßig geworden, es gibt auch noch etwas Material aus der Vorgängerscheibe "The Spliff Radio Show.

Unter dem Strich kann man allen Fans und natürlich auch Nostalgikern diese DVD nur wärmstens empfehlen.
Wie gesagt Hochglanzmaßstäbe heutiger Veröffentlichungen muß hier natürlich außen vor lassen (es gibt auch nur einen PCM-Stereo-Sound) aber so bekommt man über zwei Stunden amtliche
Deutschrockvollbedienung mit großem Spaßfaktor aller Beteiligten von einer Band die den Sound der 80er maßgeblich geprägt hat.



Elspe - 20.05.1983

01. Herzlichen Glückwunsch

02. Computer sind doof

03. Duett komplett

04. Déjà vu

05. Tag für Tag!

06. Glaspalast

07. S.O.S.

08. Augen zu!

09. Die Maurer

10. Kill!

11. Carbonara

12. Jerusalem

13. Notausgang

14. Heut' Nacht

15. Das Blech

16. Müller

17. Jet Set Star

18. Rock Is A Drug



Dortmund - 19.12.1981

01. Interview

02. Intro

03. Déjà vu

04. Jerusalem

05. Jive

06. Müller

07. Kill!

08. Heut' Nacht



Live @ Rockpalast


Cover - Live @ Rockpalast Band:

Spliff


Genre: Rock
Tracks: 25
Länge: 118:15 (DVD)
Label: Sony Records
Vertrieb: Sony