Review:

Amortean

(Silentium)

Beim Hören des ersten Tracks der finnischen Formation SILENTIUM (wohl nur aus Modernisierungswahn hat man sich auf diesem Werk SILENTIVM aufs Cover gedruckt) kommen mir sofort zwei Gedanken in den Sinn: Zum einen könnte man, was den Gesang betrifft, meinen LANA LANE, die Queen des Symphonic Rocks, hätte endlich wieder mal einen guten Track aufgenommen und zum anderen: hier sollen wohl musikalisch sämtliche alten NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION sowie EPICA Fans mit ins Boot gezogen werden. Denn „Leave The Fallen Behind“ bietet kraftvollen Gothic Metal mit viel Bombast, Streicherkeyboards in Serie und was sonst noch so alles gebraucht wird.

Aber die Band als bloße Kopie zu degradieren wäre dann doch zu einfach, zeigt doch der weitere Verlauf des aktuellen „Amortean“, dass SILENTIUN durchaus mehr zu bieten haben und ständig versuchen ihren eigenen Stil zu finden. Dafür sorgt auch Frontfrau Riina Rinkinen, die zum Glück nicht zu den vielen nervigen sowie sopranlastigen Walküren gehört sondern mit ihrem meist in erträglichen tieferen Stimmlagen eingesetzten, sehr angenehmen Organ für viele gelungene Momente sorgt.

Musikalisch kann man dies nicht immer so sagen, die meist von typischer Melancholie durchzogenen Tracks können oftmals nicht eine gewisse Eintönigkeit verbergen, da geht es einfach etwas zu beschaulich, verträumt zu und es fehlt an packenden Inhalten. Mehr solche Sachen wie das aufwühlend-kompakte und auch mit schönen Gitarrenarrangements versehene „The Messenger“ hätte ich besser gefunden.

Bei „A Knife In The Back“ retten nämlich nur die hammermäßigen Gitarrensolos den Song vor der totalen Belanglosigkeit, dann wird es aber wieder viel besser: "The Fallen Ones With You Tonight" mit seinen leicht schrägen Tönen sowie fast schon progmetallischer Ausrichtung, vielen Wendungen, wechselnden Stimmungsbildern und zum Schluss wird sogar noch ein bisschen böse gegrowlt (der ein oder andere mag dies kalkuliert finden – ich find es durchaus passend als Gegenpol) insgesamt ist dies schon eher etwas einfallsreicherer Gothic Metal.

Wie gesagt, das Tempo wird manchmal etwas zu stark verschleppt beinahe etwas doomig u.a. bei „Storm Sight Solicitude“, dann wird es eher etwas zäh beim Zuhören, aber dann haut einem das finnische Sextett das hammermäßige Bombastteil „The Cradle Of Nameless“ um die Ohren, so eine Art kleine Gothic Oper mit allem Pipapo und bestens ausgefeiltem Songverlauf - das ist schon fast so ne Art "Musical trifft auf Soundtrack", sehr geil gemacht.
In die gleiche Kerbe schlägt auch irgendwie der Schluss dieses Albums mit "La Fin Du Monde", hier werden auf epischer Breite progressive Elemente mit Gothic, Rock und Symphonic zu einem stimmigen Ganzen vermengt, Auch hier ist die hervorragende Gitarrenarbeit einmal mehr zu würdigen und mit einem bombastisch furiosen Schluss sind alle Schwarzklamottenträger sicher wieder versöhnt.

Man hätte der Band auf „Amortean“ abschließend mehr solche Sachen auf diesem Niveau und mit diesem Abwechslungsreichtum gewünscht sowie außerdem eine noch stärkere Bereitschaft sich außerhalb der sehr breit getrampelten Pfaden solcher bekannten Symphonic-Combos wie Anfangs erwähnt, zu bewegen. Aber der Grundstein ist gelegt, SILENTIUM sollten da unbedingt weitermachen, ansonsten wird man in diesem überlaufenen Genre sicher keine Zukunft haben.

Amortean


Cover - Amortean Band:

Silentium


Genre: Gothic Metal
Tracks: 9
Länge: 50:29 (CD)
Label: Dynamic Art Records
Vertrieb: Soulfood Music