Review:

Seven Of Sevendust (Vinyl-Box)

(Sevendust)

Sieben auf einen Streich! Das war die Heldentat vom tapferen Schneiderlein und gemäß dieser Devisen würdigt BMG mit der Vinyl-Box SEVENDUST “Seven of Sevendust“ eine der außergewöhnlichsten Bands, die aus der New Metal Ära hervorgegangen sind.

Enthalten sind im wertigen schwarzen Schuber die Alben, die in der Zeit zwischen 2005 und 2015 veröffentlicht wurden. Das sind “Next“, “Alpha“, “Chapter VII: Hope and Sorrow“, “Cold Day Memory“, “Black Out the Sun“, “Kill the Flaw“ sowie das 2014 erschienene akustische Werk “Time Travelers & Bonfires“. Die Platten sind auf ca. 140 Gramm schwerem schwarzen Vinyl gepreßt. Die Preßqualität ist gut, die ein oder andere Schallplatte ist allerdings leicht wellig, jedoch nichts, was ein guter Plattenspieler nicht kompensieren könnte. Jedes Album beinhaltet eine Textbeilage mit Credits und die beiden Doppel-LPs sind leider nicht als Gatefold ausgeführt. Man hat es zudem wieder einmal versäumt, die einzelnen Tonträger selbst in gefütterte Innenhüllen zu packen. Meiner Meinung nach sollte dies mittlerweile zum Standard in diesem Preissegment gehören. Downloadcodes für Digitalaudio sucht man ebenfalls vergebens. Klanglich gibt es indes überhaupt nichts auszusetzen. Der Sound ist klar, lebendig, differenziert und druckvoll.

Next“ bildet chronologisch den Anfang der Box, war aber ebenfalls für die Combo aus Atlanta (Georgia) so eine Art Neubeginn. Management und Plattenlabel hatten kein Interesse mehr daran, mit den Jungs weiter zu arbeiten, nachdem die Verkaufszahlen für den Vorgänger “Seasons“ stagnierten. Man war schließlich für die ersten drei Alben mit Gold (RIAA) verwöhnt worden. Ferner hatte sich obendrein Clint Lowery (Gitarre) verabschiedet. Jener war bislang hauptamtlich für's Songschreiben zuständig. So wurde das gute Stück letztendlich selbst produziert und von Roadrunner Records vertrieben. Musikalisch ging man nun wieder etwas rauher zu Werke, was der Opener “Hero“ deutlich macht. Die unnachahmliche Stimme von Sänger Lajon Witherspoon, das eigentliche Pfund, mit dem SEVENDUST wuchern, kommt andererseits auf diesem Output nicht so ausgeprägt zum Tragen. Die gewohnt großartigen Harmonien findet man überhaupt nur in der Single „“Ugly“, “Failure“ und partiell in "Desertion" und "Never". Es ist ein Album dem man ergo etwas Zeit geben muß.

Auf der nächsten Platte “Alpha“ (2LP), die im übrigen in Deutschland erst ein halbes Jahr nach den USA unter eigenem Label 7 Bros. Records auf den Markt kam. Das Ding knallt nochmal eine Spur härter durch die Boxen, als das bei “Next“ schon der Fall war, für meine Begriffe etwas zu viel des Guten. Mr. Witherspoon geht dabei an die Grenzen seiner Stimmfähigkeiten und das Geschrei von Drummer Morgan Rose nervt zuweilen ein wenig. “Burn“ ist der Track bei dem es ihnen dann doch noch gelungen ist, Härte und Melodie in Einklang zu bringen.

Chapter VII: Hope & Sorrow“ (2LP) ist das zweite und zugleich letzte Album ohne Clint Lowery, der nach den Aufnahmen für Gitarrist Sonny Mayo wieder zurück kam, „Gott sei Dank“ möchte man sagen. Da sowohl die instrumentale als auch die gesangliche Fraktion deutlich mehr drauf hat, als hier zum besten gegeben wird, muss man den Makel im Songwriting suchen. Das Werk hat trotz alledem durchaus Highlights wie das von Chris Daughtry unterstütze “Past“, "Prodigal Son" oder “Walk Away“. Die Ballade “Sorrow“ mit Myles Kennedy (ALTERBRIDGE, SLASH) ist auch nicht zu verachten. Der Scheibe fehlt aber schlicht und ergreifend die Komplexität in den Songs und ständig ausufernde Intros machen das nicht besser.

Cold Day Memory“ ist endlich das Meisterwerk auf das so viele Anhänger gewartet haben. Man spürt vom Start weg direkt die Magie und die Energie, die diese Truppe in ihrer Gesamtheit inne hat, denn Clint Lowery hatte einfach gefehlt. Da sind wieder diese wunderbaren Momente, in denen die Harmonien und Melodien geprägt vom über sich hinaus wachsenden Lajon mit dem Riffing der Gitarren verschmelzen. Es fällt mir schwer einzelne Songs hervorzuheben. Es gibt Ohrwürmer, wie “Splinter“, sanfte Nummern wie die Single “Unravelling“ oder nach vorne marschierende Tracks mit Oldschool-Feeling wie “Karma“. “Cold Day Memory“ ist das bis dato melodischste und ausgeklügelste Werk auf dem jeder seine eigenen Lieblingsnummern finden kann.

 

 

Auf “Black Out The Sun“ hat man es geschafft, den Faden vom Vorgänger aufzunehmen und weiterzuspinnen. Die Platte kommt sehr homogen mit einem melancholischen Einschlag um die Ecke, was dem 7DUST-Kosmos aber gut zu Gesichte steht. "Mountain" und der Titeltrack sind dagegen schöne straighte Rocktracks, die man so nicht erwartet hätte. Die Bandbreite ist auf dieser LP um ein paar Inches erweitert worden und die Ausgewogenheit von Vocals und Shouts ist nahezu perfekt.

 

 

Time Travelers & Bonfires“ ist, wie bereits erwähnt, ein akustisches Studioalbum, das sich aus sechs neuen und sechs älteren Songs, die umarrangiert wurden, zusammensetzt. Die Auswahl der alten Nummern trafen die Fans. “Karma“ finde ich in der Urversion schon klasse, begeistert mich jedoch in gleichem Maße unplugged. "Denial" vom “Home“ Album erstrahlt außerdem in vollkommen neuem Gewand. Die neuen Tracks sind durchweg von besonderer Klasse und rücken selbstredend die unfaßbare Stimmgewalt vom Sänger ins grelle Rampenlicht. Schön finde ich im übrigen, dass man bei einer Laufzeit von über 50 Minuten keine Doppel-LP daraus gemacht hat.

Kill The Flaw“ wirkt auf mich wie die logische Weiterentwicklung der letzten beiden (elektrischen) Platten. Man hat hier die Essenz daraus veredelt. Geblieben ist die Melancholie gewürzt mit eine Prise Soul, das Zusammenwirken der einzelnen Gesangselemente wirkt darüber hinaus noch stimmiger. Morgan Rose keift zwar immer noch garstig, aber genau dort, wo es angebracht ist. Die Rhythmussektion wirkt im Großen und Ganzen breiter aufgestellt, streckenweise wuchtiger und was Clint mit seinen Lead Parts macht, wird dem Albumtitel mehr als gerecht. Das Opus ist freilich einen Ticken experimenteller, was der Eingängigkeit hingegen keinen Abbruch tut.

 

 

         

Seven Of Sevendust (Vinyl-Box)


Cover - Seven Of Sevendust (Vinyl-Box) Band:

Sevendust


Genre: New Metal
Tracks: 82
Länge: 331:17 (LP)
Label: BMG Rights Management
Vertrieb: Warner