Review:

Reverie Lagoon: Music For Escapism Only

(Seahaven)

Die Punk- und Hardcore-Wurzeln der Band-Mitglieder hört man dem zweiten Album der Kalifornier SEAHAVEN nicht mehr an. Der Opener „Fifty-Four“ könnte noch ein Antäuschen sein: ohne Beat, nur instrumentiert mit einer cleanen Gitarre und akustischen Instrumenten im Hintergrund, kommt der Song schon fast unverschämt ruhig, entspannt, schwermütig und verträumt daher und fängt damit die Atmosphäre des Album-Covers perfekt ein. Wer danach erwartet, dass es jetzt endlich richtig ballert, wird enttäuscht: „Andreas“ hat zwar einen Beat, der ist aber so sanft rockend, dass man den Rest der Beschreibung von „Fifty-Four“ stehen lassen kann. Und so geht es auch weiter, immer flieβend, ohne groβe Brüche, mit verhallten Sounds und immer wieder auch dezenten Streichern im Hintergrund und kleinen elektronischen Elementen. „Dream Rock“ könnte man das nennen, angelehnt an das durch Bands wie BEACH HOUSE entstandene Dream Pop-Genre. Wobei von Rock kaum noch die Rede sein kann. So wird der Verzerrer nur in Ausnahmefällen angeworfen, wie im verhältnismäβig treibenden „Flesh“ oder im ausbruchartigen Schlussteil von „Wild West Selfishness“. Ansonsten wird vor allem lieblich gezupft, wobei ein Song wie „Highway Blues“ auch von Jack Johnson sein könnte. Das soll jetzt aber alles gar nicht so negativ klingen, wie es das wahrscheinlich tut. Hat man sich nämlich ein bisschen in den zurückgenommenen, teils schon meditativen Sound von SEAHAVEN hineingehört, entwickelt er eine ganz eigene Faszination. So gelingt es der Band, mit ihrer Musik eine mal schwebende, mal melancholische Atmosphäre zu erschaffen, in die es sich wunderbar eintauchen lässt. Nur der Gesang von Kyle Soto stört dabei ein bisschen. Der klingt nämlich etwas nörgelig, quäkig und nasal und trägt einfach nicht. Ein Instrumental-Album wäre mir daher ehrlich gesagt lieber gewesen.

Reverie Lagoon: Music For Escapism Only


Cover - Reverie Lagoon: Music For Escapism Only Band:

Seahaven


Genre: Alternative
Tracks: 14
Länge: 51:34 (CD)
Label: Run For Cover
Vertrieb: ADA