Review:

Innocence Is No Excuse, Rock the Nations, Destiny (Re-Release)

(SAXON)

BMG belebt, auch im Hochsommer, mit ihrem feinen Re-Releases weiter die SAXON History. Diesmal kommen die drei dem amerikanischen Meanstream Rock zugewandten und kaum noch als Metal-Alben zu bezeichnenden Werke neu in die Läden.
 
Nein, Biff ist kein Joe Elliott, und man kann aus SAXON keine Mega-Stadion-Band wie aus DEF LEPPARD machen. Das weiß der gute Biff heute auch, nur anno 1985 war es ihm und seinem damaligen Label (erstmals EMI) noch nicht wirklich klar. So ist "Innocence Is No Excuse" ein reines AOR-/Melodic Rock-Album, das genau diesen Stadionrock im Fokus hat. Und die große Überraschung dabei ist, dass eben dieses Album ein richtig gutes ist (wenn man die teilweise lächerlich gestylten Bandfotos außer Acht lässt). Das Songwriting ist absolut überzeugend und stimmig. Hymnische Nummern wie "Rockin` Again", feine Mitsing-Rocker wie "Back On The Street Again", "Call Of The Wild" oder das alles überragende und melancholische "Broken Heroes", das ich auch heute noch zu den stärksten SAXON-Songs zähle, sind hier zu finden. Die Produktion ist typisch auf den amerikanischen Markt zugeschnitten und erinnert zuweilen an DEF LEPPARD. Als Bonus ist der Silberling mit zwei B-Seiten-Nummern und wenig erquickenden Demos angereichert.
 
Das Mittelstück des Dreiergespanns ist das schwächste Album der Wiederveröffentlichung. SAXONs "Rock the Nations" hat zwar eine kraftvollere und basischere Produktion als das vorangegangene, aber einfach zu wenig überzeugende Songs. Das stampfende "Rock The Nations", der klassisch wuchtige Hard Rocker "Battle Cry" und das melodiöse "Waiting For The Night" gefallen zu Beginn durchaus, nur wird die Scheibe im weiteren Verlauf immer dünner und substanzloser. Hier können die spendierten Extras punkten - gerade die Live-Aufnahmen aus Madrid und vom Live at Reading machen Spaß.
 
Den Abschluss markiert das geschmeidige "Destiny". Hier orientiert sich die Produktion wieder mehr an "Innocence Is No Excuse". Die mitreißende Cover-Version von Christopher Cross` "Ride Like The Wind" eröffnet vielversprechend das neunte Studioalbum. "I Can´t Wait Anymore" und "Song For Emma" können in der Folge noch punkten; leider ist der Sound der Scheibe zu poppig und gerade das teilweise schrecklich fiepsende Keybord ("Calm Before The Storm") zerstört eher als dass es bereichert. Gegen Ende des Albums werden SAXON noch mal bissig, doch der bereits erwähnte Sound hat der Band die Reißzähne gezogen, so dass die weicheren Songs (siehe oben) noch am ehesten auf "Destiny" harmonieren und präsent bleiben. Als Extra gibt es Live Songs, B-Seiten und alternative Mixes.
 
Kein klassischer Heavy Metal-Hörer braucht diese Alben. Die offenen und flexiblen SAXON- bzw. Metal Fans sollten auf jeden Fall mal reinhören; diejenigen, die auf gutgemachten Melodic Rock/AOR stehen, kommen an "Innocence Is No Excuse" nicht vorbei. Die drei CDs liegen uns als schicke Digi-Book-Versionen vor, die mit Texten und weiteren Bildern angereichert sind und einen wertigen Eindruck hinterlassen. Die drei Scheiben werden auch als Platten in Splatter- und Swirl-Vinyl erhältlich sein.
 
 

Innocence Is No Excuse, Rock the Nations, Destiny (Re-Release)


Cover - Innocence Is No Excuse, Rock the Nations, Destiny (Re-Release) Band:

SAXON


Genre: Hard Rock
Tracks: 17+17+16
Länge: 180:0 (CD)
Label: BMG
Vertrieb: Warner