Review:

Holy Are We Alone

(Saeko)

TIPP

2003 landete eine junge Frau nur mit einem Koffer und einem Traum in Hamburg. Sie wollte als Heavy Metal Sängerin die Menschen berühren. In METALIUM’s Lars Ratz (welcher parallel zu den Aufnahmen zu „Holy Are We Alone“ tragischerweise tödlich verunglückte) fand sie jemanden, der ihre „Alles oder Nichts-Attitüde“ sehr zu schätzen wusste und so entstand bald ein erstes Album mit dem Titel „Above Heaven; Below Heaven“. Es folgte eine Tour mit Doro und ein Auftritt in Wacken. SAEKO’s Traum schien Wirklichkeit zu werden. Aber das Leben hat mitunter andere Pläne und nach nur einem weiteren Album („Life“) musste SAEKO ihre Ambitionen erst einmal wieder hintenanstellen. Die wenigsten Menschen gehen in ihrem in Leben so ein Wagnis ein und wenn, dann machen sie das nur einmal. Aber SAEKO lässt sich nicht mit normalen Maßstäben messen und das Wort „Aufgeben“ existiert in ihrem Wortschatz nicht. Also packte sie ein weiteres Mal ihre Koffer landete 2019 in der süddeutschen Provinz. Dieses Mal an ihrer Seite befindet sich der italienische Gitarrist Guido Benedetti (TRICK OR TREAT), welcher SAEKOs musikalische und lyrische Vision teilt und an den richtigen Stellen ergänzt. Das Quartett komplett machen Alessandro Sala (RHAPSODY OF FIRE) und Michael Ehré (Primal Fear, Gamma Ray, The Unity…) welcher auch schon 2004 mit von der Partie war.

Neben einer (erfolgreichen) Crowdfunding Kampagne mussten im letzten Jahr die unterschiedlichsten Steine aus dem Weg geräumt werden. Und auch wenn Freud und Leid manchmal eng beieinander lagen, ist es nun geschafft: Album Nummer 3 „Holy Are We Alone“ erblickt die Welt.

Im Vorfeld zu den Aufnahmen führe SAEKO Interviews mit den unterschiedlichsten Menschen auf der ganzen Welt. Das Album ist eine Art Weltreise, deren Destinationen nicht Städte, sondern die unterschiedlichsten Schicksale der Menschen in ganz verschiedenen Winkeln der Welt sind. Die musikalische Basis dafür ist zwar immer noch melodischer Power Metal, dieser wird jedoch mit einer Vielzahl an genrefremden Einflüssen zu etwas Neuem und Aufregendem. Hauptaugenmerk wurde nicht auf Stromlinienförmigkeit, sondern auf Authentizität gelegt. Die Songs sprühen vor kleinen und großen Ideen, Tempowechseln und ethnischen Einsprengseln, welche die akustische Verbindung zum Herkunftsland des / der jeweiligen ProtagonistIn herstellt. Da geht es u.a. um einen syrischen Musiker, welcher in den Wirren des Krieges seine Familie beschützen muss. „Syria: Music My Love“ fällt dementsprechend derber aus mit massivem Doublebass Einsatz und einer wütenden, aber entschlossenen SAEKO am Gesang. In „Germany: Rebellion Mission“ wird gekonnt Mozart zitiert und das von Depressionen geprägte Auf und Ab der dort beschriebenen Frau spiegelt sich schön in den fröhlichen, aggressiven und teils auch verzweifelt klingenden Parts wider.

In der kraftvollen Hymne „Brazil: Splinters Of The Sun“ stellt sich eine Chemikerin die Frage wie es sein kann, dass Moleküle in absoluter Harmonie mit anderen Molekülen sind, während ihr Land im politischen Chaos versinkt. Im abschließenden Uptempo-Feuerwerk „Russia: Heroes“ kommt musikalisch eindeutig die gute alte „Hamburger Schule“ zum Vorschein. Der junge Mann, um den es hier geht, hat in seiner Kindheit mit vielen Krankheiten zu kämpfen und flüchtet sich in die Welt der Bücher und Computerspiele. Später macht er aus der Not eine Tugend und wird ein gefragter IT Ingenieur.

Auch die restlichen Stücke sind voller Kraft, Spielwitz und kleiner musikalischer Easter Eggs. Man hört zu jeder Sekunde, dass SAEKO dem Hörer ihre Seele präsentiert. Hier ist nichts verstellt oder gekünstelt. Das ist alles echt und zu keinem Moment berechnend. Was auch schon 2004 galt, gilt heute immer noch: SAEKO möchte berühren und nicht auf Teufel komm raus Rockstar werden.

„Holy Are We Alone“ sei allen ans Herz gelegt, die intelligenten Melodic Metal abseits der ausgelatschten Pfade suchen, der mit starker Stimme und individuellem Songwriting glänzt. „Holy Are We Alone“ ist da nur der Anfang auf einer noch lang andauernden Reise.  

 

Holy Are We Alone


Cover - Holy Are We Alone Band:

Saeko


Genre: Power Metal
Tracks: 10
Länge: 49:12 (CD)
Label: Pride & Joy Music
Vertrieb: Soulfood Music