Review:

Living Without Death's Permission

(RXPTRS)

TIPP

Eintöpfe sind was Feines, und ich liebe es, für eine Party etwas im großen Topf zuzubereiten. Ob das nun ein Gulasch, Pichelsteiner, eine Soljanka o. Ä. ist. Zuweilen gönne ich mir auch gerne musikalische Eintöpfe, wenn die Zutaten passen.

RXPTRS (gesprochen: RAPTORS) ist ein Quintett aus Bristol (UK), das uns mit seinem ersten Longplayer nun ein leckeres Süppchen zubereitet hat. Die Jungs machen schon seit 2018 zusammen Musik (2019 gab´s eine 5-Track-EP mit dem Titel "I") und haben aktiv an der produktiven Musik- und Kunstszene ihrer Heimatstadt mitgewirkt, bevor sie sich gefunden haben. Da sie zuvor in zahlreichen Bands spielten, konnten sie die Quintessenz aus allem zusammentragen, und herausgekommen ist ein mannigfaltiges Album mit dem Titel "Living Without Death's Permission". Die Hauptkomponente ist moderner Metal, gepaart mit Punk, Rock und Hardcore, der aber nie die Melodie aus dem Focus verliert. Simon Roach (Gesang) erklärt hierzu "Wir kommen alle aus unterschiedlichen Bereichen und haben uns von so vielen verschiedenen Genres inspirieren lassen. Wir wollten einen Sound hören, der all diese Einflüsse vereint, also dachten wir: "Lasst uns diese Band sein". Ich verstehe vollkommen, dass Genres helfen, die Leute zu lenken, aber wir wollen diese Stabilität nicht. Ich habe das Gefühl, dass nichts Großartiges aus einer Komfortzone kommen kann."

Die CD startet furios mit dem punkigen "Burning Pages", im nächsten Track wähnt man sich jedoch schon fast in einem anderen Genre, wenn mit "Rock Bottom (Is A Stepping Stone)" das erste Highlight die Zunge schnalzen lässt. Nach zornigem Einstieg gelangt man an eine Schicht, die nahezu süßlich schmeckt, um im nächsten Moment angenehm scharfes Brennen zu verspüren. Hier geben sich hymnischer Rock und Metalcore gleichsam die Hände. Die Kombination der verschiedenen Zutaten gibt dem Ganzen einen individuellen Geschmack, der unter anderem die Spannung auf der Platte extrem hoch hält. Jede einzelne Nummer variiert mehrmals an Härte und Struktur und gleicht, durch den alternierenden Gesangsstil von Simon, gelegentlich einem Zwiegespräch, das er mit sich führt. "The Death Rattle" enthält außer bereits genannten Ingredienzien noch eine Prise Rockabilly und eine gute Portion Chorgesang, die diesen Song zu etwas ganz Besonderem macht, ja ich bin sogar versucht, hier einen Querverweis zu "Bohemian Rhapsody" (QUEEN) zu ziehen. Das letzte Drittel der Scheibe ist eine Spur leichter und wird mit der großartigen Ballade "Cold Ground" eingeleitet. "The Frail" hinterher, kommt zwar mit Metalcore aus den Startlöchern, mutiert aber zum Ende hin ebenfalls in eine wunderschöne Ballade. Das Sahnestückchen kredenzt uns RXPTRS allerdings zum Schluss. "Let Me Die How I Want" ist ein episches Stück über sieben Minuten, das nicht nur die Klasse und vor allem das gesamte Spektrum der Engländer sowie dieses Werkes widerspiegelt, sondern immer wieder auf´s Neue Gänsehaut zu erzeugen vermag.

"Living Without Death's Permission" ist unfassbar weit weg von einem Einheitsbrei und verhält sich ansonsten ebenso wie ein guter Eintopf, der nach jedem erneuten Aufwärmen immer besser wird. Was kann man erwarten von einer Band, die solch ein Debüt abliefert, das obendrein mit einem außerordentlich knackigen Sound punkten kann? Es könnte der Anfang von etwas ganz Großem sein, und mir schmeckt´s bereits jetzt schon vorzüglich!

 

Living Without Death's Permission


Cover - Living Without Death's Permission Band:

RXPTRS


Genre: Metal
Tracks: 10
Länge: 42:49 (CD)
Label: Metal Blade / Blacklight Media Records
Vertrieb: Sony Music