Review:

Memorial

(Russian Circles)

by Gast
TIPP
Es gibt Bands, da trifft es einen wie der Blitz, wie wenn man verknallt ist. Liebe auf den ersten Beat oder so. Das Herz schlägt schneller, man kann nicht genug kriegen. Rauf und runter wird alles bis dato Veröffentliche runtergespielt, exzessives tot Hören würden manche sagen.
Man wird vielleicht auch in etwas ganz Neues hineinführt, fängt an nach artverwandten Künstlern für den gleichen Thrill zu suchen und wird fündig. Als Konsequenz kann es oft passieren, dass man vergisst, wie man überhaupt da hingekommen ist, dass man jemanden vernachlässt. Wie undankbar! Ich muss zu meiner Schande gestehen: bei mir war diese Band RUSSIAN CIRCLES. Als 2006 „Enter“ rauskam, gabs's da diesen einen Song der mich an sie zunächst gefesselt hat. „Death Rides A Horse“ hieß das gute Stück und ich kam gar nicht drauf klar. Instrumentaler Metal? Damn! Es folgte die eben beschriebene Prozedur. Ich suchte nach mehr, kam auf GOD IS AN ASTRONAUT MOUTH OF THE ARCHITECT, RED SPARROWES und wie sie nicht alle heißen. Mit anderen Worten: RUSSIAN CIRCLES haben mich sanft eingeführt in die Post Metal/ -Rock-Welt. „Station“ habe ich noch mitgenommen, auch das vorletzte Werk „Empros“ war mir teilweise bekannt. Als dieses rauskam waren sie schon unter Sargent House unter Vertrag und so wurde ich auch wieder aufmerksam auf Brian Cook, Ex-BOTCH- und immer noch THESE ARMS ARE SNAKES-Mitglied, Mike Sullivan und David Turncrantz. Wie niemand sonst nämlich verstehen die Drei mit ihrer instrumentalen Musik ganze Szenarien von Filmen vor dem inneren Auge abspielen zu lassen-man könnte sagen, die Songs folgen einer eigenen Dramaturgie, erzählen malerisch Geschichten. Auch bei dem fünften Studioalbum „Memorial“ kann man gepflegt während der acht Tracks eintauchen und alles um einen her rum vergessen: während der Einstiegssong „Memoriam“ einen grade zu zärtlich umfasst, aber langsam und sicher in den Rest der Reise mitreißt, legt „Deficit“ schon brutal nach. Etwas, was während des ganzen Albums passiert: mal warm und einfühlsam, dann brachial und zerstörerisch. In Gedanken fliegt man über die eisige, einsam anmutende Landschaft die RUSSIAN CIRCLES uns nicht nur auf ihrem Albumcover offenbaren. Man fühlt sich dennoch nicht alleine mit Highlights wie dem darauf folgenden „1777“(Schauer über den Rücken) und natürlich dem wunderbaren Gastspiel mit New Wave Gothic Lady CHELSEA WOLFE im Endstück „Memorial“, welches an das Intro anknüpft. Perfekte Stimmung für den Herbst, aber vor allem für den frostigen Winter. Und doch wird einem ganz warm dabei. Da fehlen einem die Worte, man schämt sich ein wenig und bittet: oh mein Gott, RUSSIAN CIRCLES, wie konnte ich euch jemals den Rücken kehren. Verzeiht mir!

Memorial


Cover - Memorial Band:

Russian Circles


Genre: Alternative
Tracks: 8
Länge: 36:59 (CD)
Label: Sargent House
Vertrieb: Cargo Records