Review:

Rogues En Vogue

(RUNNING WILD)

Langsam frage ich mich ernsthaft, was der gute Rolf mit seinen Aufnahmebudgets macht. Steckt er alles in seine Phantasieuniformsammlung oder kauft er sich dafür Flaschenschiffchen von alten Piratengondeln? Fast alle Instrumente auf "Rogues En Vogue" klingen, als seien sie am Heim - PC einprogrammiert worden, auch die Drums. Gab es erst den aufwühlenden Skandal um Angelo Sasso und die Kritik an den klinischen Trommelsounds der mittlerweile fast endgültig zum "Ein - Mann - Projekt" (Peter Pichl durfte sich bei gerade mal drei Songs den Bass umschnallen - ein Witz!) geschrumpften "Band", so wurden die Drums diesmal von einem Menschen, nämlich Matthias Liebetruth, eingezimmert. Aber das Ergebnis klingt, als hätte Angelo die Band…ähm… niemals verlassen. "Pok, pok, pok" machen die Trommeln, keine Organik, kein Leben, nix. Aber Rolf hat seinen Computerkurs an der Hamburger Kreisvolkshochschule zum Leidwesen aller Altfans anscheinend auch auf die Gitarren ausgeweitet, die nicht mal ansatzweise die ungestüme, überragende Power und das herrlich sägende Feeling einstiger "Black Hand Inn", - oder "The Rivalry" - Tage aufkommen lassen. Ich bin echt fassungslos! Die Riffs kleben irgendwie zusammen, "leben" aber ebenso wenig wie die "Pok, pok, pok" - Trommeln. Und meine Person gehört zu den Leuten, die einen dürftigen Sound noch mit zugekniffenen Augen hinunterwürgen können, wenn dabei wenigstens die Songs geil sind. Aber auch hier tun sich Abgründe auf, wobei ich mir nach über einem halben Dutzend Durchläufen nicht sicher bin, ob die Songs nur halb durchdacht sind oder aufgrund des miesen Sounds einfach nur so anmuten. Mit "Angel Of Mercy", "Skull & Bones", "Black Gold", "Soul Vampires", dem Titelsong oder "Dead Man’s Road" sind zwar einige hörenswerte bis gute Stücke vertreten, die aber im Vergleich zu älteren Großtaten (hauptsächlich zwischen 1989 und 1997) einfach nur blass aussehen. Darüber hinaus stellt das vorab stark angepriesene Epos "The War" einen recht langweiligen Elfminüter ohne Spannungsbögen dar, der zwar mit netter Marschmusik aufgewertet wurde, jedoch insgesamt nicht mal "The Ghost" (vom "The Brotherhood" - Werk) - Niveau erreicht. Auch hier wirken die künstlich klingenden Riffs lieblos aneinandergeklatscht und die Drums (bei Märschen gerade wichtig!) klopfen in Sasso - Manier behäbig dahin. Für Fans, die erst seit "Victory" oder "The Brotherhood" an Bord sind, ist "Rogues En Vogue" vielleicht sogar ein gutes Album, aber ältere Fans, die "Under Jolly Roger", "Death Or Glory", "Blazon Stone" oder "Black Hand Inn" lieben/anbeten/vergöttern, werden hier wahrscheinlich maßlos enttäuscht sein. Warum, Rolf, hast Du nicht auf die Stimmen gehört, die sich das Line - Up des 2002er "Live" - Albums auch für die nächste Studio - Session gewünscht haben? Warum? Warum? Warum?

Rogues En Vogue


Cover - Rogues En Vogue Band:

RUNNING WILD


Genre: Heavy Metal
Tracks: 11
Länge: 56:45 (CD)
Label: GUN Records
Vertrieb: BMG