Review:

Collision Course

(Royal Hunt)

Da haben sich ROYAL HUNT wahrlich keinen großen Gefallen getan, denn mit dem ersten Werk seit 2005 “Collision Course” versucht man beinahe schon krampfhaft an die glorreichen Zeiten und das immer noch beste Werk der Band “Paradox” (aus dem Jahr 1997) anzuknüpfen. Die Songs sind musikalisch sowie konzepttechnisch zwar alle bestens miteinander verbunden, aber inhaltlich ist Mastermind und Tastenvirtuose André Andersen leider nicht allzu viel Neues eingefallen.

Klar, der typische Bandsound, bombastisch-symphonisch angelegte Arrangements mit vielen neoklassischen Gitarrenläufen und diesem typisch melodischen Riffing, ist nach wie vor präsent und ja sicher nicht schlecht, aber irgendwo ist vieles dann doch zu beliebig ausgefallen. Dazu wird versucht das bekannte Thema “Long Way Home” beim völlig verhunzten und zu aufgebauschten Opener wiederzuverwenden, geht aber garnet. Denn dieser viel zu lange Song kommt mit einem derart süßschwülstigen Doktor-Schiwago-Kuschel-Feeling rüber ... gräuslich, der neue Sänger darf dann kurz ein paar Textzeilen einstreuen, dann wird noch schnell etwas instrumentell dazu geklöppelt - fertig - kommt leider total lieblos rüber. Wie so vieles auf diesem Album.

Bei den ersten paar Nummern ist man als Zuhörer (aber nur fast) etwas dankbar für die zahlreichen, netten Voiceover-Einspielungen, denn da kann man wenigstens mal etwas durchatmen. Die Songs wirken nämlich oft ähnlich vom Aufbau, regelrecht überladen bzw. notenmäßig völlig zugekleistert. Zappt man wahllos hinein, fällt es bei den ersten Tracks schwer Anfang und Ende zusammenzuhalten, da vieles zu gleichartig wirkt und so richtige Knaller fehlen zunächst fast gänzlich. Von der Anlage zwar oft nicht so übel, die typisch fetten Backgroundchorusse gibt es auch (wenn auch weniger packend) aber es fehlen bei Sachen wie „The First Rock”, “Exit Wound” einfach die Killerrefrains sowie das Hymnepotential vergangener Tage. Der Funke will nur schwer überspringen. Dies liegt auch an dem neuen Mann am Mikrofon, denn der ex-RING OF FIRE/ex-MALMSTEEN Sänger Mark Boals ist wirklich kein Schlechter, passt aber nicht so optimal zu dieser realtiv theatralischen Musik. Sein eher bluesige-rockiges Organ wäre viel besser für die erdiger Hardrockgeschichten geeignet. Er kann nur recht selten Songs dieser Art tragen oder ihne seinen ureigenen Stempel aufdrücken. Die große Ausnahme ist aber das recht gelungene und sehr balladeske „Highnoon At The Battlefield“. Ansonsten singt er meist vergeblich gegen die üppigen Arrangements und die Flut an akrobatischen Tempoläufen an. Mir fehlt es da einfach auch etwas an der Seele bzw. Atmosphäre. Der ursprüngliche Sänger D.C. Cooper (SILENT FORCE) und auch mit Abstrichen sein Nachfolger John West haben diese Musik wesentlich mitreißender verkörpert. Es folgt dann im zweiten Teil des Werkes gegen Schluss endlich mit dem formidablen „The Clan“ (ein packender Tempokracher), dem furiosen „Hostile Breed“ (doch noch ein richtiger Hit), und dem melodramatischen „Tears Of The Sun“ (mit schönen weiblichen Vocals leider viel zu kurz) doch noch ein versöhnliches Ende. Wie schon angedeutet, von so einer Band muss ich dieses Niveau aber durchgehend erwarten.
Zwischenzeitlich waren ROYAL HUNT ja mal mehr in die fast schon powermetallische Richtung unterwegs, und jetzt dieser stilistische Rückschritt - der aber einfach nicht an die besten Zeiten herankommt. Zuviel aufgemotzter Bombast, zu dominante Tasten - da können auch solche Hochkaräter wie Ian Parry (ELEGY) oder Doogie White (ex-RAINBOW) diese Scheibe nicht vor dem gehobenen Mittelmaß retten. Auf „Collision Course“ sind mir ROYAL HUNT letztlich zu halbherzig und auch etwas orientierungslos vorgegangen, solche Mucke machen andere Bands mittlerweile deutlich besser und authentischer.

Collision Course


Cover - Collision Course Band:

Royal Hunt


Genre: Metal
Tracks: 10
Länge: 51:38 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music