Review:

Immortal Soul

(Riot V)

TIPP
Mein Gott, wie lange habe ich darauf gewartet? Erst war es nur ein Wunschtraum und als dann vor ein paar Jahren die offizielle Reunion von RIOT im legendären „Thundersteel“ / „The Privilege Of Power“ Line-Up bekannt gegeben wurde, sitze ich auf heißen Kohlen. Gehören beide Alben doch zum Besten was jemals im Bereich Heavy-/Power-/Speed Metal veröffentlicht wurde. Qualitativ an diese Meilensteine aus den Jahren '88 und '90 anzuknüpfen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Aber nachdem ich schon beim Hyperspeed Opener von „Immortal Soul“ -schlicht „Riot“ betitelt- die ersten Tränen der Freude in den Augen habe, ist klar, dass da nicht mehr viel schief gehen kann. Und das tut es auch nicht. Weiter geht’s mit dem an „Black Leather And Glittering Steel“ erinnernden „Still Your Man“, was für ein geiler Refrain. Mit „Crawling“ wird erstmals das Tempo etwas rausgenommen, und mit orientalischen Melodien versehen schleppt sich dieses Meisterstück düsterer Musizierkunst voran, nur um im Refrain förmlich zu explodieren. Bei „Wings Are For Angels“ wird das Gaspedal wieder durchgedrückt und Meisterdrummer Bobby Jarzombek zeigt wie man Hochgeschwindigkeitsdrumming mit halsbrecherischen Breaks und Fills anreichert. Auch Tony Moore hat keinen Deut seiner Stimme in den letzten Jahren eingebüßt. Don Van Staverns Bass pumpt wie blöd und streut immer wieder kleine Kabinettstückchen ein. Das Herzstück im Sound RIOTs bildet aber die Out-Of-This-World Gitarrenarbeit von Mike Flyntz und RIOT Gründer Mark Reale. Egal ob es die aberwitzigsten Riffs, die genialsten Soli sind, ob sie einstimmig oder perfekt harmonierend zweistimmig sind, alles hat Weltklasseniveau.

Nach dem Speedorkan von „Wings Are For Angels“ geht es mit der Melodicperle „Fall Before Me“ weiter, welche auch gut auf das leider ziemlich untergegangene „FAITH AND FIRE“ Album gepasst hätte, welches Tony Moore und Mike Flyntz 2006 veröffentlichten. „Sins Of The Father“ präsentiert sich vom Riffing als aufgepimpte Version des Bandklassikers „Warrior“ von 1977. Natürlich ohne plump zu klauen. „Majestica“ ist ein kurzes, unspektakuläres Instrumental, welches direkt in den stampfenden Titelsong übergeht. Bei „Insanity“ wird dann nochmal Gas gegeben und mit originellen Gesangs-und Gitarrenmelodien nicht gegeizt. RIOT schaffen es immer wieder Anspruch mit Eingängigkeit optimal zu verbinden. Der „Whiskey Man“ lässt Erinnerungen an die „Nightbreaker“ Phase der Band wach werden. Mit „Believe“ gibt es eine erneute erstklassige Verzahnung von Melodie und metallischer Härte mit einem großen Refrain. Im abschließenden „Echoes“ wird Tony Moore dann nochmal richtig von der Leine gelassen. Was für Screams...nur geil.

„Immortal Soul“ wird keinen „Thundersteel“-Fan enttäuschen und es wird Zeit, dass eine der originellsten und langlebigsten Metalbands dieses Planeten endlich die Anerkennung widerfährt, die sie eigentlich schon seit 1981 verdient hätte. Nur zur Erinnerung: RIOT hatten schon 1977 Stücke im Programm, für die man 5-6 Jahre später Schubladen wie US Metal oder Speed Metal erfinden sollte. HAMMERFALL haben dies erkannt und wollten RIOT mit auf Tour nehmen, leider machte eine Kieferentzündung Tony Moore's diese Pläne zunichte. Dennoch ist eine Eurotour für Anfang 2012 in Planung.
„Immortal Soul“ wird es auch auf Vinyl geben. Auf dem limitierten Digi-Pack finden sich Livecuts von „Metal Soldiers“ und „Johnny's Back“, auf der Japan-Variante hingegen ist eine Liveversion von „Fight Or Fall“ zu hören. Der 28.10.2011 ist ein Pflichttermin für all diejenigen, die auch nur im Entferntesten etwas mit klassischem Metal anfangen können.

Immortal Soul


Cover - Immortal Soul Band:

Riot V


Genre: Heavy Metal
Tracks: 12
Länge: 54:55 (CD)
Label: Steamhammer
Vertrieb: SPV