Review:

Lights And Shades

(Richtaste)

RICHTASTE haben mit ihrem aktuellen Werk „Lights And Shades“ zwar ein solides aber auch relativ handzahmes Rockalbum aufgenommen. Die wildesten Rocker sind diese noch relativ jungen Herren sicherlich nicht, obwohl man sich Pat Aeby (u.a. ex-KROKUS) für diesen Debütnachfolger ins Studio geholt hat. Das hat sich trotzdem gelohnt, denn er hat dem Sound ein sehr ordentliches Kleid (der Bass pumpt besonders prägnant) verpasst. Meist geht es zwar eher gediegen aber trotzdem keineswegs langweilig zu. Schnellere Rocker mit etwas riffigerem Material wie etwa bei dem klasse Track „Supermen“ sind eher die Ausnahme. Daher sind Hardrock in Reinkultur oder gar Heavyeinflüsse hier meist außen vor, Vergleich mit ihren Landsleute SHAKRA oder GOTTHARD sind daher absolut unpassend. Es gibt üppige 14 Songs von diesen fünf Berner Jungs zu hören, mit einem Sänger, der meist brav meist in einer Tonlage sein Ding solide durchzieht, er erinnert mich gesanglich etwas an die alten PADDY GOES TO HOLYHEAD oder auch an einen MIDGE URE. Beim manchmal etwas „eierigen“ zweistimmigen Gesang sind noch Steigerungen drinnen. Zukünftig darf sich der Vocalist aber ruhig etwas mehr trauen bzw. aus sich herausgehen und könnte so auch etwas variabler klingen. Die Band legt Wert auf kritische oder besser inhaltvolle Texte, so beschäftigt sich etwa der gelungene Opener "Rocket Tom" mit der Frage, was einen dazu treibt, nächtelang unter einem Pseudonym in einem Shooter-PC Spiel Leute im Akkord umzubringen.

Bei so manchem Track kommt ein gewisses 80er Jahre Feeling durch: leicht melancholisch aber nicht zu düster, dann dürfen die Gitarren herrlich mit U2-Flair („Where Can I Be“) durchklingen aber auch ein gewisses FURY IN THE SLAUGHTERHOSE Dejavu stellt sich hier und da ein, wie u.a. bei „Good Days Are Gone“. Aber das ist ja nix negatives, da ich mit beiden Kapellen etwas anfangen kann.

Dieser stressfreie Alternative-Rock ohne größere emotionale Ausbrüche ist schon etwas brav für die ganz Harten unter uns ausgefallen aber trotzdem für so Zwischendruch ganz schön anzuhören. Mit den vielen mainstreamigeren Amisachen hat die Mucke dagegen nix am Hut und auch die weinerlichen Pathosgeschichten fallen sehr positiverweise komplett weg. Die Spielzeit von 55 Minuten ist üppig, wobei der Songaufbau „Vers-Refrain-Vers“ mitunter schon etwas variiert hätte werden können, um Füllnummern wie "Gasp For Breath" oder "Bad Things" noch etwas interessanter zu machen. Das gefühlvolle „Beautiful Misery" ist dann so ne Art REAMONN auf Schweizer Art, nur das Geklingel im Hintergrund nervt etwas, das prägnante etwas von den Keyboards (welche ansonsten wenn überhaupt vorhanden, eher im Hintergrund verschwindeen) dominierte „Virus“, das flotte „Duke Of Westpoint“ sowie die abschließende Akkustikballade „The Sea“ beschließen das Album. Es gilt festzuhalten: der lockere Gitarrenrock von RICHTASTE auf „Lights And Shades“ hat viele überzeugende Momente und klar deutlich mehr Licht als Schatten ist aber schon noch ausbaufähig, die Musiker können noch mehr aus sich herausholen, bin ich überzeugt von.

Lights And Shades


Cover - Lights And Shades Band:

Richtaste


Genre: Alternative
Tracks: 14
Länge: 55:12 (CD)
Label: Fastball Music
Vertrieb: Sony Music