Review:

Acústico

(Reincidentes)

Mir ist es unbegreiflich, warum zur Zeit so viele Rockbands Akustik-Alben aufnehmen. Ist ihnen ihr typischer Sound langweilig geworden? Wollen sie zeigen, dass sie auch ohne Distortion ganz tolle Musik machen können? Sollen so neue Käuferschichten erschlossen werden? Oder fallen ihnen einfach keine neuen Songs ein, so dass man die alten noch mal im neuen Gewand verbrät? Einsichtiger wird diese Mode-Erscheinung auch nicht durch das mittlerweile zwölfte Album der spanischen Punkrock-Band REINCIDENTES, das außer einem neuen Song ausschließlich akustische Versionen alter Stücke enthält. Den Punkrock hört man allerdings überhaupt nicht mehr heraus, der Sound geht eher in die Richtung Singer/Songwriter und die Stücke klingen dadurch, als könnten sie auch so für diese Platte geschrieben worden sein. Ist auch nicht wirklich schlecht und klingt auch alles ganz nett und schön, ist letztendlich aber doch relativ uninteressant und zu harmlos, als dass irgendwas im Ohr hängenbleibt. Auf irgendwelche Höhepunkte wartet man vergebens, alles ist zu weichgespült und ohne Ecken und Kanten - selbst wenn die Band dann doch mal schummelt und eine verzerrte E-Gitarre einsetzt. Lediglich der Track "Dolores" sticht etwas heraus, weil hier Flamenco-Elemente eingebaut werden, was dann zwar ein bißchen an die GIPSY KINGS erinnert, aber dadurch immerhin traditionell spanisch klingt und so ein schönes Selbst-Cover darstellt. Unfreiwillig komisch klingen die REINCIDENTES auch manchmal, wenn etwa der Sänger versucht, über die harmlosen Akustik-Gitarren von "Jamas" möglichst böse zu singen. Insgesamt klingt "Acústico" einfach zu sehr nach Lagerfeuergeklampfe, um irgendwie spannend zu sein. Die Platte ist wohl nur etwas für Hardcore-Fans, die wirklich alle Releases der Band besitzen müssen.

Acústico


Cover - Acústico Band:

Reincidentes


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 43:13 (CD)
Label: Locomotive Music
Vertrieb: Alive