Review:

Rockonica

(Reeves Gabrels)

"Mensch was hörst du denn da für ´ne Kiffermusik?" meinte neulich ein Kumpel als gerade "Rockonica" in meinem CD Player rotierte. Na ja, ganz so schlimm ist die Scheibe dann doch nicht geworden, obwohl dieser heftige Mischmasch aus Blues, Hardrock, Jazz und vielen abgefahrenen psychedelischen Elementen dürfte sicher nicht jedermanns Sache sein. Ehrlich gesagt, auch bei mir wird diese CD eher nicht mehr so schnell Gehör finden, dafür sind die vielen undurchsichtigen bzw. verworrenen Kompositionen des Gitarristen REEVES GABRELS einfach nicht packend genug. Der Junge ist für die breite Masse wahrscheinlich eher unbekannt obwohl er u.a. schon 1998 für einen Grammy nominiert war. Insbesondere durch seine langjährige Tätigkeit für DAVID BOWIE bzw. TIN MACHINE machte er sich in Musikerkreisen einen guten Namen daher wollten so bekannte Acts wie The Cure, Dave Navarro, Rolling Stones, Natalie Imbruglia oder OZZY OSBOURNE auch nicht ohne seine Gitarrenkünste auskommen. "Rockonica" stellt bereits das zweite Solowerk von Gabrels dar, diesmal veröffentlicht auf dem Favored Nations Label von Gitarrenlegende STEVE VAI. Wen der zu sich ins Boot holt, muß schon was drauf haben aber das ist auch nicht dass Problem dieser CD. Musikalisch hat es Reeves sicher voll drauf, o.k. der oftmals verzerrte Gesang ist nur eher mittelprächtig aber die Produktion mit einigen technischen Schmankerln ist wiederum sehr solide trotz vieler modernen Elementen und des deutlich 70er Jahre lastigen Materials. Reminiszenzen an JIMMY HENDRIX, LOU REED oder auch CREAM sind deutlich herauszuhören wenn nicht gerade die penetranten Hammondteppiche die Songs zuwabern und die ohnehin schon überfrachteten Kompositionen noch undifferenzierter erscheinen lassen. Das Manko sind hier einfach die wilden Soundcollagen mit oftmals mehrschichtigen Gitarrenscherbeleien - klar er will natürlich seinen Zuhörern zeigen was er alles kann, verliert dabei aber des öfteren den roten Faden. Dies ist wohl größtenteils so beabsichtigt, doch wenn er dann so richtig sperrig und einfach nur überbetont mit zugekleisterten Akkordfolgen in Serie loslegt ohne das jegwelche Songstrukturen zu erkennen geschweige denn zu hören wären, wird’s einfach nur langweilig und super anstrengend. Da kann auch die beste Gitarrenarbeit nicht mehr viel retten. Mir gefallen die eher geradlinigen Sachen noch am besten wie u.a. das schmissige "Sign From God", das urwüchsige "Leper" oder auch das rein akustische Instrumentalteil "13th Hour". Künstlerische Freiheiten hin oder her aber das künstliche aufbauschen einer absoluten 0815 Dreiminuten Rocknummer wie z.B. "Anywhere (She Is)" auf ein nichtssagendes Etwas ohne jegliche Linie, Refrain oder gar irgendeine passende Struktur, mag für Freaks zwar ganz cool sein, hört sich für mich trotzdem leider nur "wirr" bzw. absolut bescheiden an. REEVES GABRELS hat sich auf "Rockonia" kreativ voll austoben dürfen und gemacht wozu er Lust hatte, ohne Rücksicht auf irgendwelche Vorgaben. Wer also auf solche Mucke abfährt darf hier gerne mal reinhören - mich kann dieser sehr frei und riffbetonte Gitarrenrock nur in seltenen Momenten begeistern.Aber als lohnenswerte Alternative sei hier noch die letzte GLENN HUGHES CD "Hopefully Live In The City Of Angels" erwähnt, was abwechslungsreiches Songwriting und gute Melodien angeht, ist man da sicher besser bedient.

Rockonica


Cover - Rockonica Band:

Reeves Gabrels


Genre: Rock
Tracks: 10
Länge: 56:59 (CD)
Label: Favorite Nations
Vertrieb: Rough Trade