Review:

By The Way

(Red Hot Chili Peppers)

Als vor Wochen die erste Single-Auskopplung des neuen Longplayer der Red Hot Chili Peppers im Radio und im Fernsehen lief, war ich freudig überrascht - kein Weichspülerfunk oder gar Popmusik, sondern "By The Way" klang nach einer innovativen Mixtur aus mit kleinen Rap-Einlagen gespickten Funk und Rock, und machte Lust auf mehr. Das Album an sich ist dann doch ruhiger geworden als "By The Way" erhoffen ließ und der Titelsong eigentlich der einzigste etwas heftigere Track des Silberlings. Aber das achte Teil in fast 20 Jahren Bandgeschichte ist mitnichten ein schwaches Album geworden, auch wenn, das schon mal vorneweg, die Güte des Megasellers Californication nicht erreicht wird. Mit welcher Lockerheit hier wieder reihenweise Melodien mit absoluter Ohrwurmqualität und Atmosphäre gezaubert werden ist fast erschreckend. Allerdings die schon auf Californication zurückgefahrenen Funk-, Metal- und Crossover-Bestandteile kann man hier fast suchen. Die Instrumentalisierung ist recht spärlich ausgefallen - das akzentuierende Gitarrenspiel setzt meist nur einzelnen Eckpunkte in den Songs. Bass und Schlagzeug sorgen für Groove, Keyboardpassagen weben einen oft spacigen bis psychedelischen Klangteppich - aber alles äußerst dezent. Im Vordergrund agiert eindeutig das unnachahmliche, charismatische Organ von Anthony Kiedis und dominiert die Tracks. Viele der Songs gehen Richtung Pop, wenn auch äußerst gut gemacht und mit Hitpotential, wie z.B. "This Is The Place", "Dosed" und "Midnight". Mein Favoriten (außer "By The Way") hatte ich dann auch gleich ausgemacht: Die Ballade "The Zephyr Song" mit seiner wunderschönen Melodie und einer Ohrwurm-Gesangslinie welche nicht mehr aus dem Schädel will. Das nachfolgende "Can’t Stop" atmet spürbar Funk und geht sofort in die Beine. Und auch der traumhafte Abschluss "Venice Queen", verfeinert mit Akustikgitarre und psychedelischen Elementen ist ein Highlight. Aber wie bereits erwähnt, nicht alles erreicht dieses Niveau. Das Latino-mäßig angehauchte "Cabron" mag zwar recht spaßig sein - passt aber meiner Meinung nach nicht auf das Album. "On Mercury", dem Ska zugewandt, fügt sich da schon etwas besser ein und könnte eine zukünftige Entwicklungsrichtung der kalifornischen Vierers andeuten - weiter weg vom Funk-Metal früherer Tage. Ach ja, produziert hat das Ding wieder mal Rick Rubin - zu mäkeln gibt’s damit am Sound ebenso wenig wie an der Ausstattung (obwohl das Cover eher härtere Töne verspricht). Weshalb das Ganze dann kein Tipp ist? Weil die Peppers im Vergleich zu Californication noch weiter in Richtung Pop, Mainstream und Airplay tendieren - wohlgemerkt, auf verdammt hohen Niveau und mit hohem Spaßfaktor. Die Hardcore Fans mögen verzeihen, mir gefällt es trotzdem. Ich bräuchte jetzt am besten noch ein bisschen Wüste um die Ecke und ein paar Sonnentage fürs Cruising.

By The Way


Cover - By The Way Band:

Red Hot Chili Peppers


Genre: Rock
Tracks: 16
Länge: 68:46 (CD)
Label: WEA
Vertrieb: WEA