Review:

Turborider

(Reckless Love)

Fast sechs Jahre nach dem letzten Album melden sich RECKLESS LOVE mit neuem Material zurück. Kurz zuvor konnten die Herren im heimischen Finnland Goldstatus für ihre ersten drei Glam- / Sleaze Rock-Alben einheimsen, ein unbeschriebenes Blatt sind die Sleaze-Rocker, deren selbstbetiteltes Debütalbum 2010 erschien, also längst nicht mehr. Der von vorneherein eingeschlagenen Glam- / Sleaze-Richtung bleiben sie auch auf dem neuen Werk „Turborider“ tendenziell treu, diesmal allerdings weniger gitarrenlastig und dafür überdeutlich beeinflusst von den Synth-Wave-Sounds der (für Glam-Rock und Hair Metal bekanntlich sehr prägenden) seligen 80er Jahre, was beim einen oder anderen für Stirnrunzeln sorgen dürfte.

Der Opener und Titeltrack tritt ordentlich aufs Gaspedal und wartet mit knackigen Gitarrenriff auf. Das nachfolgende „Eyes Of The Maniac“ dagegen kommt deutlich poppiger daher und wirkt im Refrain fast schon etwas schunkelig. „Outrun“ und das synthie-lastige „For The Love Of Good Times“ präsentieren sich gut gelaunt mit viel 80er-Flair, auch „`89 Sparkle“ könnte man sich durchaus auf einer locker-flockigen Mottoparty vorstellen, auch wenn beide allenfalls noch als Poprock durchgehen. Was nach etwa halber Albumlänge neben dem insgesamt unerwartet weichgespülten Sound unangenehm aufzufallen beginnt, ist das Schlagzeug: zu monoton, zu einfallslos und mit seltsam flachem Klang versehen, meint man eher, einem Drum-Computer zu lauschen als einem Schlagzeuger aus Fleisch und Blut. Beim flotten „Bark At The Moon“ dürfen die Gitarren wieder mehr krachen, der mit Abstand stärkste Track jedoch ist – getreu dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ – auch der letzte: „Prodigal Sons“ holt endlich die rotzige Attitude raus, die man von einer Sleaze-Band eigentlich erwarten würde (und bisher von RECKLESS LOVE ja auch erwarten durfte), die auf „Turborider“ den größeren Teil der Zeit über aber unter einem zu glattproduzierten Gesamtsound begraben und daher allenfalls zu erahnen ist.  Hier wird, nachdem die Band zuvor über weite Strecken gefühlt eher mit angezogener Handbremse unterwegs war, endlich richtig gerockt und schlagartig hat das Ganze viel mehr Biss – und macht richtig Spaß. Vielleicht schaffen sie es beim nächsten Mal ja wieder etwas mehr Songs von dieser Sorte aufs Album, denn bei aller Sympathie für den Pop-Sound der 80er:  energiegeladene, druckvolle Gitarrenklänge stehen RECKLESS LOVE am Ende des Tages doch einfach besser zu Gesicht.

Turborider


Cover - Turborider Band:

Reckless Love


Genre: Hard Rock
Tracks: 11
Länge: 35:11 (CD)
Label: AFM Records
Vertrieb: Soulfood