Review:

Reawacan

(REAWACAN)

by Gast

Die Geschichte hinter REAWACAN gleicht metaphorisch ein wenig der des Phönix aus der Asche.

Die beiden Gesichter hinter dieser Formation sind nämlich wahrlich keine unerfahrenen Recken. Schließlich haben Marco Gebert und Dan Krieger schon in den frühen 90ern mit ihren beiden eigenen Bands IMMORTALIS und ABSZESS musikalische Erfahrung machen können, ehe sie sich nach deren Auflösung zu LACRIMA CHRISTI fusionierten. Vielen dürfte bei diesem Namen noch etwas im Gehörgang klingeln, denn schließlich blicken LACRIMA CHRISTI auf eine zehnjährige Schaffenszeit zurück, bis zur Auflösung in 2015…

Und an dieser Stelle stiegen, wie bereits erwähnt, im Jahre 2017 REAWACAN als neuer, ambitionierter und vor Kreativität strotzender Phönix aus der Asche empor um unsere auditive Pipeline mit stilistisch variablem Death Metal herauszufordern.

Was uns hier auf Ihrem Debutalbum geboten wird, ist wirklich keine einfache Kost. Jeder Track des Albums hat seine eigene individuelle Note und lässt sich unmöglich einheitlich titulieren.

Die Scheibe startet mit „Anonymous Madness“ ziemlich groovig und melodisch. Recht repetitiv, bis zum Ende hin noch einmal ganz kurz das Tempo angezogen wird. Mit „Come On Let´s Suffer“ geht es auch groovig weiter, wird aber von interessanten Tempowechsel und einem Hauch Progressivität  begleitet. „Illusory Reality“ präsentiert sich eher eingängig und melodisch, bevor es mit „Hope Inside In Sight“ recht klassisch und old-schoolig weitergeht. Der Song erinnert mich persönlich irgendwie sehr stark an HYPOCRISY zu ihren „Penetralia“- und „Osculum Obscenum“-Zeiten, was aber auch dem Gitarrenspiel und der Soundproduktion (für die übrigens Andy Classen verbucht werden konnte) zu verdanken ist. „Der Traum“ kommt sehr schleppend angestampft und ist mit diversen Synthie-Einlagen untermauert. Würde hier noch eine Prise Schmerz mit in den Topf geworfen, hätte dies auch einen guten CREMATORY-Song abgegeben. Der namensgebende Titeltrack „Reawacan“ ist ein wilder Hybrid aus modernen getrackteten Riffs, mehrfachen Tempowechseln, Groove, Melodie und Progressivität und wird stellenweise auch wieder gezielt von Synthesizern begleitet. Lyrisch gesehen, stellt der Song mehr oder weniger eine kleine Autobiografie dar. Ähnlich interessant geht es auch mit „The Weaker The Stronger“ weiter. Hier treffen Death Metal-untypische Melodien auf einen wilden Groove à la GOREFEST, der zwischenzeitlich von einem funky Bassspiel aufgelockert wird… ein ganz feistes Potpourri. Auch „Angry Grief“ ist alles andere als eingängig. Old School-Death Metal trifft auf Groove, knallt uns diverse Tempi und Melodien vor den Latz und klingt dabei auch noch herrlich dynamisch. Saubere Arbeit! Bei „Warrior Versus Warrior“ könnte man anhand des Titels irgendwie einen MANOWAR-Song erwarten, doch muskulöse Haudegen mit eingeölten Oberkörpern sucht man bei dem Song vergebens. Relativ sanft und melodisch präsentiert sich der Track und wird nur von kurzen brachialen Ausbrüchen gelegentlich aufgelockert. Der bis dato ruhigste Titel des Albums, bevor es mit „You’re Off“ noch einmal einen drückenden und sporadisch sogar gegrunzten Midtempo-Brocken als Rausschmeißer aufgetischt gibt.

REAWACAN sind keine homogene Band und machen uns den Einstieg in das Album absolut nicht leicht. Das Ding ist so vielschichtig und facettenreich, das wahrscheinlich sogar Man-E-Faces ein verdutzes Gesicht auflegen würde. Man könnte die Scheibe buchstäblich mit einem ordentlichen Whiskey-Tasting vergleichen, bei dem sich der Geschmack durch unterschiedliche Einflüsse immer wieder verändert und entfaltet. Wer hier auf eine schnelle Nummer aus ist, wird mit dieser Platte sicherlich nicht glücklich werden. Wer sich aber Zeit nimmt, das eine oder andere Date vereinbart und sich nach und nach besser kennenlernt, bekommt hier ein richtig gutes und abwechslungsreiches Death Metal-Album geboten, was ich in dieser Form auch noch nicht gehört habe.

In der Truhe liegt ja bekanntlich der Saft!   

 

Reawacan


Cover - Reawacan Band:

REAWACAN


Genre: Death Metal
Tracks: 10
Länge: 40:0 (CD)
Label: Eigenproduktion
Vertrieb: Eigenvertrieb