Review:

Umweltschmutz

(RAMMELHOF)

TIPP

Ok, ich muss zugeben, von dieser österreichischen Kombo hatte ich tatsächlich noch nie gehört. Kommen wir daher erst zu den knallharten Fakten und erklären, was sich hinter dem Phänomen RAMMELHOF verbirgt. Die Geschichte des sagenumwobenen Rammelhofs beginnt dort, wo das Ende der Welt bereits hinter einem liegt. Der Bandname ist nicht an eine semi-bekannte deutsche Nachwuchsband, welche zufälligerweise auch mit "Ramm…" beginnt, angelehnt und hat auch nichts mit Ponyhof zu tun. RAMMELHOF sind geboren worden um Putin das Fürchten zu lehren, Erdogan das Rocken, Jesus das Erlösen und besonders Deutschland die österreichische Schmäh.

So, da jetzt noch immer wer denkt, dass man hier nicht gut informiert wird, komme ich zu ein paar knallharten Fakten. RAMMELHOF schafften es in alle Medien mit dem Song „Wladimir (Put Put Putin)“, welcher von einem Hörer in der Ukraine entdeckt wurde, ein voller Erfolg in Russland wurde und dann erst die Aufmerksamkeit in ganz Westeuropa erregte. Um die Reichweite von diesem Youtube-Video zu benennen, der Song hat locker 2 Millionen Klicks bekommen, und die Tendenz ist weiter auf dem ansteigenden Ast. Diese Klickzahlen wären der Traum eines manchen, ach so wichtigen Youtube-Influencer und bereiteten der Band einen sehr guten Einstieg in die Musikwelt. Der Song brachte auch noch die Nominierung für den Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie Hard`n`Heavy ein. Diverse Festivalauftritte waren die Konsequenz, und somit durfte man RAMMELHOF schon auf dem Wacken Open Air, Nova Rock usw. bewundern und als Support von J.B.O. oder Wolfgang Ambros live erleben. Und scheinbar wird der Rachefeldzug von RAMMELHOF gegen Alles und Jeden auch mit der vorliegenden Scheibe nicht zu stoppen sein.

Das fünfte Album der Österreicher, „Umweltschmutz“, bietet eine bunte Mischung aus genügend Schmäh, Metal, Rock, Rap und diversen anderen Stilrichtungen. Als ganz grobe Richtung würde ich eine Mischung aus der ERSTEN ALLGEMEINEN VERUNSICHERUNG, FALCO und J.B.O. ins Spiel bringen, welche wegen der harten Gangart der Band aber auch nicht ganz zutreffend ist, und jeder Song tatsächlich einen eigenen musikalischen Backround vorweisen kann. Worauf man sich verlassen kann, die Texte bieten genügend Stoff für eine Protestwelle, da die Band scheinbar mit gar keinem Thema Berührungsängste hat. Man muss halt nur genau hinhören, da der Dialekt schon sehr dominant ist.

„Umweltschmutz“ beginnt mit „Rammelhof“, welches eine Hymne oder auch Ode an die eigene Band ist und von einem sehr hohen Selbstbewusstsein der Band zeugt. Musikalisch wechseln sich Sänger General Geri und Sängerin Gina Maschina mit den Vocals ab, und die Band spielt eine launige Mischung aus Rock, Pop und ein wenig Metal. Der Refrain bleibt im Kopf, und man hat einen ersten Eindruck von der Weltanschauung in Rammelhof. Bei „SUV“ wird texttechnisch natürlich gegen eine gewisse Gruppe von Autofahrern gepöbelt, und man wird die ersten Freunde verlieren. Hier wird wirklich jedes Klischee verbraten. Greta, Umweltschutz, Alkohol beim Fahren, Angeberei, Proletentum usw. sind hier gern gesehene Stichwörter, die den Song für SUV-Fahrer nahezu unhörbar machen, obwohl wir es hier mit einer soliden Rocknummer zu tun haben, die musikalisch wirklich nicht weh tut. Bei „Frau Sein“ steigt man gleich schön mit: „I am a woman, MOTHERFUCKER!“ ein und haut natürlich eine Hommage an den gelebten Feminismus raus. Und peng, schon wieder unbeliebt gemacht, obwohl auch die männliche Seite ihr Fett wegbekommt. Naja, dann sind die Fronten halt wieder ausgeglichen. „Brexit“ beginnt leicht punkig und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Textlich wird sich mit dem Brexit auseinandergesetzt, und da man sich wieder keine Freunde macht, sind Konzerte auf der Insel wahrscheinlich in weite Ferne gerückt. Ein Einreiseverbot in Russland kann man ja schon vorweisen. „Der Große General“ ist sehr an die E.A.V. angelehnt, und der Refrain ist eindeutig von den PRINZEN geklaut. Ein Schelm, der den Diebstahl nicht bemerkt. „Business Vs. Party“ beginnt mit weiblichen Vocals und Stakkato-Gitarren. Der Text erklärt sich durch den Titel von selber, ist aber musikalisch eher ein wenig belanglos. Jetzt wird es in „Loser“ ein wenig ernsthaft. Ruhige Gitarrenklänge beschreiben das Klassentreffen eines Verlierers, der aber mit sich selbst im Reinen ist und sein Losertum glücklich akzeptiert. Ein wirklich schönes Lied, welches die Band irgendwie von einer menschlichen und sehr sympathischen Seite zeigt. Toller Song mit einem schönen Rock-Gitarrensolo, der Lust auf mehr macht.

„Wos Is Mit Du“ wird RAMMELHOF keine Feinde machen, da die besungene Zielgruppe der oberflächlichen Diskogänger, Pseudo-Modegurus und vor Dummheit strotzenden Ignoranten den Song eh intellektuell nicht greifen wird können. Im Übrigen nennt sich in diesem Fall der Song „Wos Is Mit Die“. Die Band klärt dieses Missverständnis zum Glück am Ende der Liedes noch auf. „Gemma Billa“ fängt ein wenig osteuropäisch an und bleibt von Anfang an in den Ohren. Hier gibt es nichts Aufregendes zu erleben, da der Fokus wieder eindeutig auf den Text gerichtet ist. Als erste Auskopplung kann das Lied auch schon wieder an der 40.000er Klickmarke bei Youtube kratzen, und laut den ersten Kommentaren haben RAMMELHOF hier wieder alles richtig gemacht. Mit „Warum“ wird aus einem Rock-Partykracher ein sehr ernsthaftes Lied, welches um einen Dialog zwischen Mohammed und dem christlichen Pendant geht, welches als Quintessenz hat, dass Religion doch Spaß machen kann.

Tja, in dem Song „Burka“ werden fernöstliche Klänge genutzt um ein sehr brisantes Thema sehr kritisch zu beäugen. Hier zeigt die Band ein großes Maß an Mut, ein solch brisantes Thema zu behandeln. Der Refrain kommt sehr aggressiv durch die Boxen und erinnert jetzt aber doch ein wenig an RAMMSTEIN. Meine Meinung lasse ich jetzt hier mal nicht einfließen, da wir kein politisches Magazin sind und auch nicht werden wollen. Der Text spricht hier für sich. „Urlaub“ beginnt hübsch entspannend und lässt einen ein wenig durchatmen. Natürlich wären es nicht RAMMELHOF, wenn auch die schönste Zeit des Jahres nicht kritisch behandelt würde. Spielverderber! Zum Abschluss des Albums wird es mit „Karfreitag“ wieder ein wenig softrockig, das die Tradition des Karfreitags kritisch behandelt, und natürlich wird man sich hier ein weiteres Mal nicht beliebt machen. Ein Video zu diesem Song dürfte zeitnah auf Youtube zu finden sein.

Alles in Allem bieten RAMMELHOF uns eine schöne Themenmischung, die nicht nur von Spaß und einer heilen Welt handelt, sondern gerne auch nachdenklich und provokant sein darf. Hier ist eindeutig die Trennlinie zwischen RAMMELHOF und Fun-Bands wie J.B.O.. Die Band hat einen großen Anspruch auf eine tiefgründige Message innerhalb der Songs. Diese Message wird musikalisch hoch professionell verpackt und auch gerne mit einem Augenzwinkern vorgetragen. Klar, RAMMELHOF versuchen durch eine große Portion Humor ihr Publikum zu finden, und Manches ist auch wirklich witzig. Mehr Schmäh als METALLICA bieten RAMMELHOF eh, aber ganz kann die Band die teilweisen ernsten Hintergründe ihrer Musik nicht verstecken, und dies hält sich mit dem gesunden Humor eben perfekt die Waage. Auf die musikalischen Fähigkeiten muss ich hier nicht näher eingehen. Das ist alles gut gemacht, und man merkt, dass hier Profis am Werk sind, aber bei RAMMELHOF machen eben die Texte die Musik, und das ist auch gut so. Wie sagt man so schön? Da stehen selbst die Ohren mit offenem Mund da!

 

Umweltschmutz


Cover - Umweltschmutz Band:

RAMMELHOF


Genre: Rock
Tracks: 13
Länge: 44:46 (CD)
Label: Mano Carnuta
Vertrieb: Broken Silence