Review:

Strangers

(Radio Haze)

Die drei süddeutschen Musiker von RADIO HAZE durften gerade in der Corona-Krise ihr 13. Bandjahr durchleben. Also glücklich oder zumindest lukrativ war das sicher nicht. Aber kreativ, denn das Trio nutzte die tourfreie Zeit, um ihren 5. Longplayer fertigzustellen. Diesen gibt es nur in einer recht umfassenden Box mit 48-seitigem Fotobuch im Vinylformat, inkl. Vinyl, CD und Download. Ob das Sinn macht, sein neues Album nur in dieser Form zu veröffentlichen, wenn man nicht IRON MAIDEN oder OZZY OSBOURNE heißt, wird zu beantworten sein.

Musikalisch sind RADIO HAZE ein ganzes Stück geschmeidiger als gewohnt unterwegs. Der Opener "Control" ist fast schon Pop-Rock. Die Gesangsmelodie schmeichelt sich an den Rhythmus, und die Gitarren flankieren leicht funkig das tanzbare Stück. "Flawed" macht uns den Blues, der genretypisch eine gewisse Melancholie transportiert; hier gefällt mir der dominante und klare Gesang von Philipp Janoske. Die Vocals, die sich die Band partiell teilt, können mit Attraktivität und einer gewissen Eleganz überzeugen. Den Songs ist ihr zuweilen schwerer Inhalt nicht im Geringsten anzufühlen, handeln doch viele Nummern von Verlust, Entfremdung und einer sozial distanzierten Gesellschaft. Ganz im Gegenteil, das Werk hinterlässt eher einen positiven, beschwingten und mitteilsamen Eindruck. "Arsonist", vorgetragen mit Orgel, Saxofon und souligem Unterton, lädt zum Kuscheln ein und hört sich nach Aus- statt Anspannung an. Nie klangen RADIO HAZE entschärfter und allen voran positiver als auf "Strangers", wo das Album doch als Krisenverarbeitung und Ventil fungiert hat - Hut ab! Hier ist keine Verbitterung oder gar tiefe Verunsicherung zu spüren, sondern Optimismus, Inspiration und ganz viel Lebensfreude.

 

Strangers


Cover - Strangers Band:

Radio Haze


Genre: Rock
Tracks: 9
Länge: 40:50 (CD)
Label: Slash Zero Records
Vertrieb: Slash Zero Records