Review:

Alone Togehter

(Quidam)

Mit dem Vorgängerwerk der polnischen Formation QUIDAM, dem 2005er „Surrevival“, tat ich mich zunächst etwas schwerer, aber dann war die nachhaltige Wirkung um so stärker. Jetzt sind die Jungs mit dem neuen Album "Alone Together" auf der Bildfläche aufgetaucht, und auch hier sorgt zunächst eine doch etwas andere Klangausrichtung nicht sofort für wohlige Momente in den Gehörgängen. Man hat sich hier jetzt schon etwas stärker weg entwickelt vom Artrock mehr hin zu atmosphärisch betonten, sowie äußerst melodielastigem Neoprog mit vielen emotionalen Geschichten.

Da werden stellenweise recht stark folkigen Elemente („Depicting Colours Of Emotions“) oder auch etwas geringe Jazz-Einschlägen („We Lost“ mit ein paar schrägen Parts) geboten. Nachwievor prägend ist dabei Sänger Bartek Kossowicz mit seinem sehr eleganten Stil, der auf mich irgendwie wirkt wie der BRIAN FERRY des Progrocks, aber auch vom Timbre her des öfteren an PETER GABRIEL erinnert. Meist agiert er sehr einfühlsam, kann aber durchaus mal kraftvoll-energetisch sein, das ist aber auf dieser Scheibe eher seltener der Fall. Bereits der sehr relaxt-verträumt beginnende Opener "Different" zeigt das gefühlvolle Wechselspiel von oftmals spartanischen Arrangements zu Beginn, die sich dann hochauflösend zu wahren Soundwänden in Richtung einer Art symphonischen Rocks entwickeln. Und dann schlängeln sich immer wieder diese urtypischen „singenden“ Neoprog-Gitarren mit leicht floydigem Charakter durch sämtliche Songs, um quais alles zusammenzuhalten bzw. logisch zu verbinden. Diese bieten, ganz egal wie verspielt sich die Rhythmen oder auch vertrackteren Klangspektren bewegen, von Ambient bis hin zu heftigeren fast schon metalartigen Schüben ("One Day We Find"), stets eine gehörige Portion entspannte Atmosphäre ohne zu hektische Wechsel. Der Flöteneinsatz wirkt hierbei noch um einiges gesteigert, so dass durchaus sehr melodienverliebte und relativ verträumt anmutende typische Quidamsound mit viel sphärischem Freiraum für die Instrumentalfraktion nie verloren geht. Dieses Album ist für mich so eine Art gelungene Mischung aus SYLVAN’s „Preset“ und der letzten Scheibe „Rapid Eye Movement“ ihrer Landsmänner von RIVERSIDE. Dies soll aber nur ein kleiner stilistischer Vergleich sein, denn QUIDAM als solches haben hier schon noch eine tiefergehende Verfeinerung ihres bereits sehr eigenen Klangspektrums erreicht. Es geht hier zwar vorwiegend ruhig zu aber nicht zum Einschlafen. Es werden schon noch genügend Reizpunkte gesetzt, die vielen klasse Gitarren-Solis sind schon alleine das Anhören dieser knapp 63 Minuten Prog „as it’s finest“ wert. Als Highlight der CD ist ganz klar "Of Illusion" mit seinem prägnanten Gitarrenthema auszunmachen.

Nicht all zu hart, trotzdem noch ausreichend rockbetont, sehr gelungen gemacht mit vielen Ideen, ungewöhnlichen Soundlandschaften, wenn auch nicht ganz so überragend wie die letzte Scheibe – so würde ich „Alone Together“ einordnen. Schade ist hierbei eigentlich auch, dass MARILLION so was nie mehr aufnehmen werden, die sind leider zu sehr auf die experimentell abgefahrene Schiene unterwegs. Wie schon angedeutet, wer auf die oben genannten Bands steht oder auch mit Formationen wie SATELITE oder mit leichten Abstrichen noch PORCUPINE TREE was anfangen kann, dürfte auch mit QUIDAM ganz glücklich werden können.

Alone Togehter


Cover - Alone Togehter Band:

Quidam


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 63:10 (CD)
Label: Rock Servis
Vertrieb: Rock Servis