TIPP
Wenn nicht gerade fette Pich-Harmonics und schnelle Soli in Songs wie im erwähnten „A Desolate Kingdom“ aneinander gereiht werden wird der Sound auch schon mal an andere Bands angelehnt: So klingt das düstere „Shroud“ doch mitunter ein wenig sehr an die etwas älteren OPETH-Geschichten, „Visions“ nimmt die Balladen-Ideen von JAMES LABRIE auf. Teilweise sind diese Mixturen eher wild – wie bei „The Great Awakening“, wo eher Rhythmus- und Stimm-fokussierten Sounds im Stile von SPOCK’S BEARD auf schnelle, verwinkelte Prog-Licks mit einigen fixen Soli sowie einem Keyboard-Kitsch Vocal-Solopart treffen. Teilweise geht ein Song aber auch so durchs Ohr, dass man direkt an eine Band denken muss – wie „Shutter Asylum“ bei mir Assoziationen an die doch ziemlich auf musikalischem Speed stecken gebliebenen Jungs von RHAPSODY OF FIRE hervorgerufen hat.
Ins Extreme getrieben wird es dann natürlich bei den beiden über 12minütigen Brechern namens „The Colourless Sunrise“ und „Hunting Poseidon“, wobei hier ersterer definitiv der simplerer gestricktere der beiden Titel ist. Aber, hey, lange Prog-Songs... lange Prog-Songs, gottverdammt!
Fazit: Mir macht das Ding mal wieder so richtig Spaß, einfach weil ich darin viele geile Acts und Ideen wiederfinde. Nun finde ich persönlich mein Seelenheil schnell in Mini-Breakdowns mit Taktverschiebung und Pinch Harmonics im Stil von Michael Romeo – wer anders wird vielleicht die avantgardistischen Neuerungen vermissen und darauf rumhacken, dass PROSPEKT doch viele bekannte Stilmittle recyceln. Ich tu’s nicht und kann euch daher „The Colourless Sunrise“ dann ans Herz legen, wenn ihr mit einer Playlist aus DREAM THEATER, SYMPHONY X, CIRCUS MAXIMUS und SPOCK’S BEARD Spaß hättet – aber dann haut rein und besorgt euch das Ding!
The Colourless Sunrise
Band:
Prospekt
Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 65:49 (CD)
Label: Sensory Records
Vertrieb: Alive