Review:

Collusion

(Prisma)

TIPP
Da hat kleine aber feine Schweizer Galileo-Label ja mal was relativ untypisches in seinen musikalischen Bestand aufgenommen: PRISMA nenne sich dieser vier Herren und die machen so eine Art Alternative meets Metal im Proggewande mit eindeutiger Betonung der etwas kernigeren (dunklen) Seite. Mit diesem Debütwerk "Collusion" hauen uns diese Eidgenossen, die seit 2001 miteinader musizieren, endlich mal etwas erfrischend anderes, wie wir es bisher aus dem Land der bescheidenen Heimwaffenträger gewohnt war.
Apropos die Scheibe mit einer opulenten Spielzeit von über 60 Minuten (12 Songs) bedarf definitiv einiger Durchläufe bevor sich der Zugang einigermaßen erschließt. Der oftmals etwas lärmige, manchmal gar knarzige Gitarrensound sowie die spröden, rau-kantig gehaltenen Gesanglinien von Michael Luginbühl sind auch suicher nicht bei jeder Stimmungslage leicht zu konsumieren. Diese Musik muß man sich erarbeiten, so nebenbei geht da nichts. Die unterschiedlichen Klangbilder zwischen meist wütend, düster aber manchmal "optimistisch" sowie die gekonnten instrumentellen Wechsel mit vielen laut/leise sowie schnell/langsam Dynamiken verschaffen sich sofort gehörig Respekt und bleibende Eindrücke beim Hörer. Schicke Hooks oder einschmeichelnde Melodien wird man hier vergeblich suchen - PRISMA legen größeren Wert auf Riffs, erdige Rhythmik, Breaks und urwüchsige Kraft. Und genau da liegt auch meiner Meinung nach der (noch) relativ große Unterscheid zu TOOL, einer genialen Band die sich diese talentierten Schweizer mehr oder weniger deutlich als Vorbild genommen haben - denn die Amis schaffen auch noch die melodische Seite trotz aller Abgefahrenheit noch überzeugend hinzubekommen. Auch die Stimme erinnert etwas an TOOL aber auch ein wenig an BIG COUNTRY ("bei dem hervorragenden "Feeling Of Gultiness"). Allerdings ist mit die Stimme mal normal singend, dann derb schreiend sowie auch mal verfremdet durch irgendwelche Filter, stellenweise etwas zu weit hinter die Instrumente, einer ansonsten etwas zu trockenen Produktion (gemastert wurde die CD von Howie Weinberg u.a. MARS VOLTA, SMASHING PUMPKINS), gemischt. Die Jungs haben schon ein Faible für besondere Sounds wie Z.b beim Opener "Paragon" mit einem ungwöhnlich relativ "mollig" klingenden Streichereinsatz (Opernhaus Zürich) zu Beginn sowie Schluss der Nummer, dazwischen wird ordentlich Power mit wuchtigen Drums und packenden Vocals geboten. Die Gitarrenarbeit ist mitunter etwas sperrig-spröde, ja driftet fast schon in psychedelische Klangwelten ab. Dass man es auch etwas weniger derb angehen lassen kann zeigt das sphärische "Glide In", eine Art melancholische "Ballade" aber nur im musikalischen Verständnis dieser Band. Einer der Höhepunkte von "Collusion" ist das siebenminütige "Normal State", ein vielschichtiger Song mit vielen Wendungen, der sich langsam immer mehr hochsteigert und zum Schluss zusammen mit extatischen Gitarrensoli förmlich explodiert. Zwar geht den Jungs zwischendurch mal etwas die Abwechslung verloren einige Songs klingen etwas zu ähnlich oder besser zu rhythmusverliebt ohne markante Gesangslinien aber insgesamt stimmt ist die Mischung schon gut gelungen. Anspruchsvoll im Sinne von nicht nach Schema F komponiert sowie ungewöhnliche Arrangements stets mit einer Prise Aggressivität kombiniert mit vollen Bässen, fetten Drums und klagende Vocals aber ohne jeden funken Pathos - dafür stehen PRISMA. Und nächstes Mal gebt euch bitte beim leider nur mittelmäßigen Coverartwork halb soviel Mühe wie beim Songwriting und nehmt eine Schriftart die man auch lesen kann, dann paßt auf dem nächsten Album einfach alles.

Musikalisch sind PRISMA mehr als nur ein positives Ausrufezeichen in der Wüste des Gleichklangs sowie vielfach gehörter Variationen bekannter Ideen.

Collusion


Cover - Collusion Band:

Prisma


Genre: Alternative
Tracks: 12
Länge: 63:41 (CD)
Label: Galileo Records
Vertrieb: Pängg