Review:

Original Album Classics (5-CD)

(PRETTY MAIDS)

Zeitreise gefällig? Back to the 80’s? – Aber klar doch! Danish Dynamite – die PRETTY MAIDS – das waren eine jene Bands deren ersten drei Langspielplatten bei mir wochenlang auf Dauerrotation liefen. Der auf den besten Zutaten der NWOBHM und 70er-Rock-Acts fundierte Sound war sowas von fett, sowas von melodisch, sowas von hitverdächtig arrangiert, dass es einen fast schon die Sinne raubte. Ken Hammers aggressive Gitarrenriffs und Ronnie Atkins starke Rockröhre taten ein Übriges um den PRETTY MAIDS einen unverkennbaren Stil zu geben, welcher nach dem starken (heute schon kultigen) Debüt „Red, Hot And Heavy” (1984) ihnen mit „Future World“ (1987) weltweit den Durchbruch brachte. Der Nachfolger „Jump The Gun” (1990) konnte da nur abstinken – und wurde dadurch sträflich unterbewertet. Und da lege ich mich fest - diese drei Alben müssen in jeder ordentlichen Hard Rock-/Metal-Sammlung stehen.
„Red, Hot And Heavy” zeigt die jungen, hungrigen Musiker auf einem kreativen, noch recht rohen und harten Höhepunkt. „Back To Back“ und „Night Danger“ waren Power-Metal-Kracher, „Cold Killer“ und „Queen Of Dreams“ melodische Highlights. Dazu zwei Songs, welche zeigten was auch in Ihnen steckte - die typisch 80er-kitschige Ballade „Waitin‘ For The Time“ und das halb-akustische „A Place In The Night“. Ein Debüt das die Fans hungrig machte – und das den Nährboden bereitete für „DAS“ PRETTY MAIDS-Album überhaupt.
Mit „Future World“ gingen die Dänen nur steil. Zehn Tracks ohne Ausfall, zeitlos überragend, harter Stoff fürs Radio – allerdings mit stark erhöhtem Keyboardanteil. „Future World“, „Yellow Rain“, „Love Games“, „We Came To Rock“ oder „Rodeo“ hatten allesamt absolutes Hitformat und dürften jeden einschlägig Vorbestraftem im Ohr sein. Aber auch flotte Brecher wie „Needles In The Dark” oder die Ballade „Eye Of The Storm“ überzeugten. Eine Platte die auch nach fast 30 Jahren unheimlich Spaß macht.
Drei Jahre später war „Jump The Gun“ dann hitmäßig nicht ganz so top, aber immer noch ein richtig tolles Album. Das aber im 1990er-Grunge-Fieber weitestgehend floppte und so heute unter der Rubrik „vergessene Perlen“ zu finden ist. Denn für Songs wie der Opener „Lethal Heroes", die Ballade „Savage Heart", „Attention“, „Headlines“ oder den Titeltrack würden die heutigen Melodic- und AOR-Bands über Leichen gehen. Das die Produktion dabei etwas über das Ziel hinausschießt und man weniger auf Tempo setzte wie zuvor ist dem Zeitgeist geschuldet.
1992 erschien dann „Sin Decade“. Die PRETTY MAIDS hatten ihren Stil gefunden. Man war einerseits jetzt wieder einen Tick härter und weniger keyboarlastig unterwegs, aber auch zum Teil mit neuen Line-Up und leider zum Teil weniger zwingenden Songs. Dass der größte Hit das THIN LIZZY-Cover „Please Don’t Leave Me“ wurde ist dafür kennzeichnend. Allerdings sind der Doublebass-Opener „Running Out“, das atmosphärische, mit Dynamik arbeitende „Nightmare In The Neighbourhood“, der in Mid-Tempo gehaltene, recht harte Titeltrack „Sin-Decade“ und das als Melodic-Hit konzipierte „Come On Tough“ auch klasse Songs welche aber in einem gegen Ende doch etwas durchschnittlich werdenden Album Highlights setzen. Nach dem Debüt das erdigste, rohste Werk der PRETTY MAIDS.
Dem folgte, sozusagen als Ausgleich, mit „Stripped“ eine durchweg ruhiges, in weiten Teilen akustische Scheibe. Das neue Cover von QUEEN’s „‘39“ und die Akustik-Wiederholung von „Please Don’t Leave Me“ sorgten für Aufmerksamkeit. Ansonsten war das im Vergleich zu den o.g. drei ersten Scheiben eher was zum Gähnen, ob es eine neue Version „Savage Heart“ gebraucht hätte darf man da auch fragen. Handwerklich war das ohne Frage gut gemacht, die beiden neuen Songs „If It Ain't Gonna Change“ und „How Does It Feel“ wären aber auch auf einem regulären Album gut platziert gewesen. Muss man nun nicht unbedingt haben.
Egal - wer die Dänen nur durch ihre letzten starken Outputs kennt (ich nenne nur mal „Pandemonium“ 2010 und „Motherland“ 2013)  - was an sich gar nicht sein darf – der muss sich hier unbedingt die Basics in Form der „Original Album Classics“ für kleine Münze besorgen. Die PRETTY MAIDS sind in ihrem Genre einfach essentiell.

Original Album Classics (5-CD)


Cover - Original Album Classics (5-CD) Band:

PRETTY MAIDS


Genre: Hard Rock
Tracks: 52
Länge: 210:0 (CD)
Label: Columbia / Epic
Vertrieb: Sony Music