Review:

Justice Of Fire

(POWER (US))

Wir schreiben das Jahr 1996. Der Autor dieser Zeilen ist zarte 18 Jahre alt und versucht sich immer tiefer in den Metal Underground zu wühlen. Was gar nicht so einfach ist. Das Internet spielt praktisch noch keine Rolle, und das Rock Hard titelt „Ist der Metal tot?“ und beerdigt auf dem Cover eine Kutte. Grunge ist schon am Abflauen, aber es kommt nichts Besseres nach, und ich bin am Verzweifeln. Da wurde ich auf eine neue New Yorker Formation und deren Debüt aufmerksam. Der Bandname: POWER. Das Album: „Justice Of Fire“. Das war genau der Sound, den ich suchte. Flotte Doublebassgewitter, virtuoses, pfeilschnelles Gitarrenshredding und eine Stimme, die in der Lage schien, gläserne Wolkenkratzer zum Einsturz bringen zu können. Selbige gehörte übrigens Alan Tecchio, welcher mit HADES, NON-FICTION und WATCHTOWER Metal-Geschichte schrieb. Allerdings waren POWER meine erste Berührung mit ihm.

Mastermind und Gitarrist Daniel Dalley konnte aber nicht nur über das Griffbrett sprinten, sondern mit „Hands Over Time“, „Rising Son (Through The Eyes Of God)“ oder „The Vision“ auch formidable US Metal-Pretiosen verfassen. Kommerziell erfolgreich wurde das Ganze zwar nicht, Liebhaber bekommen aber immer noch feuchte Augen. Leider kam dann auch nichts mehr nach.

Zeitsprung ins Jahr 2020. Dalley und Tecchio sind der Meinung, dass sie eine sensationelle Platte noch geiler machen können. Meist geht sowas ja in die Hose. Dass „Justice Of Fire“ 2020 mindestens so stark wie das Original ist, liegt vor Allem an Tecchio. Es ist unglaublich, aber der Mann klingt in seinen 50ern aggressiver und zugleich kraftvoller und voluminöser als jemals zuvor. Was er bei „Deceiver Of Truth“ aus seinen Lungen herausholt, jagt mir eine Gänsehaut nach der anderen den Rücken hinunter. An den Songs selbst wurde glücklicherweise nur im Detail rumgeschraubt. So kommt mir z.B. das Intro „Prelude To The Apocalypse“ ein Tacken langsamer vor. Und natürlich klingt das Ganze nun etwas zeitgemäßer.

Sowohl für Neuentdecker als auch alte Fans macht „Justice Of Fire“ in der vorliegenden Version Sinn. Speediger US Power Metal mit Wunderstimme…dem kann man sich einfach nicht entziehen.

Aktuell gibt es das Album auf allen gängigen digitalen Plattformen. Ein physischer Release soll aber zeitnah folgen.

 

Justice Of Fire


Cover - Justice Of Fire Band:

POWER (US)


Genre: Power Metal
Tracks: 9
Länge: 40:30 (CD)
Label: Eigenproduktion
Vertrieb: Bob-Media