Review:

Psalm II

(Potentia Animi)

Mit weihnachtlichem Glockengeläut eröffnet die Berliner Bruderschaft POTENTIA ANIMI ihr zweites Album "Psalm II" welches ähnlich frivol wie der Vorgänger "Erstes Gebet" mittelalterliche Thematiken und das Klosterleben vertont. "Psalm II" klingt dabei eingängiger und reifer, bis auf das kurze Intro sind keine rein instrumentale Songs mehr enthalten. Der Opener "Ave Maria" (mit stöhnendem Frauengesang und rhythmischen Gitarrenklängen unterlegt) und das auf Latein gesungene, oder fast schon rap-mäßig gesprochene "Qui Per Mundum" haben sogar Hitpotential. Die sich im selbstgewählten Mönchstum gefallenden Brüder Liebe (Titus Jany, ex-Inchtobakatables), Nachtsfraß und Schaft sowie der neu dazugekommenen Bruder Schlaf am Bass und Schnabausus Rex an der Violine bieten abermals Mittelalterrock mit ausgeprägten sakralen Elementen und gregorianisch anmutenden Gesängen, oft eher elektronisch statt gitarrenlastig und ohne ständiges Dudelsackgetöse als zentrales Element - abwechslungsreich werden unterschiedlichste Instrumente (Cister, Sackpfeife, Violine u.ä.) eingesetzt und mit modernen, tanzbaren Klängen kombiniert. POTENTIA ANIMI positionieren sich recht weit weg vom kommerziell erfolgreichen Treiben der Extremo’s (an deren Frühphase sie aber doch als mal leicht erinnern) und der Subway’s. Die Klosterbrüder setzen harte Rockklänge nur dezent als eines von vielen Stilelementen ein, dafür kommen sie aber mit humoristischen und anzüglichen Texten daher welche, wenn nicht grade in Latein dargeboten, zum genaueren hinhören einladen. So sind als Anspieltipp neben den bereits genannten "Ave Maria" und "Qui Per Mundum" noch das eher gitarrendominierte und mit einem schelmischen Text versehene "Drei Reiter", das sofort ins Ohr gehende"Ewigkeit" und das technoverseuchte, für die schwarzen Tanztempel der Republik gemachte "Viva La More” zu nennen. POTENTIA ANIMI sind aber wohl auch vor allem eine Liveband, denn die Liedersammlung auf Tonträger lässt natürlich die dazugehörigen schauspielerischen Elemente, Ansagen und mönchskostümierte Performance vermissen. Eine typische "Hass oder Lieb mich"-Scheibe für die Szene - deswegen sollten sogar Mittelalterfreaks erst mal eine Hörprobe der Mönche nehmen.

Psalm II


Cover - Psalm II Band:

Potentia Animi


Genre: Folk
Tracks: 12
Länge: 45:50 (CD)
Label: Staupa Musica / Metal Blade
Vertrieb: SPV