Review:

Never Let Me Go

(PLACEBO)

TIPP

Neun lange Jahre ist es her, dass PLACEBO ihr letztes Studioalbum veröffentlicht haben. Seitdem, so könnte man sagen, ging es mit der Welt tendenziell eher bergab: Klimakrise, Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, um nur einige Beispiele zu nennen. Gewissermaßen ein guter Zeitpunkt für ein neues PLACEBO-Album, zeichnete sich deren Musik doch schließlich auch nie durch überbordende Fröhlichkeit aus. Daran hat sich auch nach über einem Vierteljahrhundert nichts geändert, und so präsentiert die Band – inzwischen zum Duo geschrumpft—mit „Never Let Me Go" einmal mehr eine düstere Klanglandschaft, die sich nahtlos an ihren etablierten Sound anschließt. Obendrein kommt das Werk in seiner physischen Form in einer hübschen CD-Box daher, was zu erwähnen sich lohnt, da derlei ja in Zeiten der Digitalisierung auch keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Der Opener „Forever Chemicals" beginnt mit einem rumpelig wuchtigen Intro, mausert sich dann aber zu einem soliden Alternative-Rocker. Das bereits als Vorab-Single veröffentlichte „Try Better Next Time" und „Beautiful James" sind ziemlich klassische PLACEBO-Songs: düster, aber eingängig. Auch „Happy Birthday In The Sky" geht gut ins Ohr, zelebriert die Melancholie und ist eindeutig einer der stärksten Tracks der Platte. Das ruhige „The Prodigal“ kommt in Streicherklänge gewandet daher, „Sad White Reggae“ dagegen wuchtig und dunkel, „Twin Demons“ gitarrenlastig und vorwärtstreibend. Überhaupt ist die Band, deren Sound ja immer schon einen Hang zur klinischen Depression hatte, im Midtempo in ihrem Element, was auch beim nachdenklichen, aber doch rockigen „Chemtrails“ offenkundig wird. Was darüber hinaus auffällt, sind die beständigen, fast schon mantrahaften Wiederholungen von Textzeilen, die besonders bei dem insgesamt eher schleppenden „Surrounded By Spies" und „Hugz" ins Ohr stechen – das kann man, je nach Geschmack und aktueller Laune, nun entweder eindringlich finden oder eher nervig. Mit „This Is What You Wanted“ und „Went Missing“ fällt die Spannungskurve etwas ab, beide Songs sind sehr ruhig, und „Went Missing“ zeichnet sich über weite Strecken durch mehr oder minder gemurmelten Sprechgesang aus. Insgesamt aber haben PLACEBO nach dem schwächeren „Loud Like Love“ von 2013 mit „Never Let Me Go“ wieder zurück zu alter Form gefunden. Kurz: PLACEBO bleiben ihrem Sound treu, versuchen dabei, ihn ab und an ein wenig zu variieren und sind damit auch nach bald drei Jahrzehnten noch ein zuverlässiger Lieferant dunkler Alternative-Songs.

 

Never Let Me Go


Cover - Never Let Me Go Band:

PLACEBO


Genre: Alternative
Tracks: 13
Länge: 57:6 (CD)
Label: SO Recordings
Vertrieb: Rough Trade