Review:

Meds

(PLACEBO)

Die Vorreiter des androgynen Rocks waren noch nie ein Garant für Überraschungen. Und so ist auch "Meds" eigentlich vollkommen unverkennbar PLACEBO: Eine durchgeschlagene Akustikgitarre bringt den Titeltrack gezielt auf die gewohnte PLACEBO Schiene, erinnert gar ziemlich an "Every Me Every You". Brian Molkos einmalige Stimme hingegen ist erstmal nur kurz zu hören, denn Gastsängerin Alison Mosshart (THE KILLS) setzt die ersten Akzente des Albums. Bei einem weiteren Track ("Broken Promise") half übrigens Michael Stipe (R.E.M.) aus. Es sind die kleinen Überraschungen die zusammen mit Bewährtem - insbesondere dem immer noch unverändert vorhandenen Gespür für tolle Melodien - auch dieses Album ausmachen. "Infra-Red" beispielsweise streut die sehr coolen Eingangsklänge nur wohl dosiert in klassische PLACEBO Songstrukturen. Doch eigentlich sollte "Meds" elektronischer werden, so Molko im Vorfeld der Veröffentlichung. Ob das gezielte Irreführung war oder sich der wahre Sound doch wohl erst im Studio bei Tüftler Dimitri Tokovoi herausstellte: "Meds" besinnt sich ganz klar auf klassische Instrumentierung und setzt erstaunlich selten auf Elektronik. Und "Meds" wirkt nicht nur musikalisch vom Ballast befreit sondern auch inhaltlich bringt Molko Stimmungen schneller und effektiver auf den Punkt. Es geht um Drogen und Schmerz, den Weg dahin und irgendwie auch den Weg heraus. Es ist eine Selbsttherapie Molkos und wohl auch seiner Jungs... Eine bittersüße Mischung aus Melancholie und Aufbruch, die sehr konsequent auch in der Anordnung der Songs von durchaus singletauglichen Rocknummern bis hin zur packenden Überballade "In The Cold Light Of Morning" - auf den Hörer überspringt.

Meds


Cover - Meds Band:

PLACEBO


Genre: Rock
Tracks: -
Länge: -:- (CD)
Label: Virgin
Vertrieb: EMI