Review:

Ceremonial

(Pink Cream 69)

Lange nichts mehr gehört aus dem Hause PINK CREAM 69. Aber jetzt nach gut sechs Jahren Pause präsentieren sich die „Karlsruher“ Hardrocker endlich wieder mit neuem Material und so nennt sich der Nachfolger des letzten soliden Werkes „In10sity“ jetzt auch irgendwie passend "Ceremonial“.

Die einzelnen Bandmitglieder hatten dazwischen reichlich andere Projekte auf dem Schirm, langweilig war ihnen da sicher nicht u.a. hat sich Gründungsmitglied Drummer Kosta Zafiriou mittlerweile UNISONIC angeschlossen und wurde auf dieser CD durch Chris Schmidt ersetzt. Basser Dennis Ward hat sich mittlerweile als Produzent (ANGRA, AXXIS, EDENBRIDGE, PRIMAL FEAR) einen herausragenden Ruf erwoben und auch Sänger David Readman stellte seine Stimme bei zahlreichen Kapellen (z.B. VOODOO CIRCLE) erfolgreich zur Verfügung.

Ich verfolge diese Band jetzt bereits seit ihren Anfängen 1987, damals übrigens noch mit Sänger Andi Deris (der ja seit 1994 bei HELLOWEEN am Mikro steht), und diese Band schaffte es auch mit ihrem 11en Output zu überzeugen. Dies gelingt in einem Genre, in dem es heutzutage natürlich schwer ist, etwas komplett Neues zu machen, aber der typische Bandcharakter ist mit einer druckvollen Produktion im Rücken unüberhörbar. Zwar kommt die Scheibe nicht so überragend daher, wie dies in manchen Vorabreviews zu lesen war, aber durchaus solide und stilistisch relativ abwechslungsreich. Klar, die Dauernörgler werden den Jungs, dass dabei gelegentliche leichte abdriften in AOR/Popartige Gefilde eher negativ auslegen – bei mir schlägt dies aber punktemäßig eher auf der Habenseite auf.

PC69 können einfach geile Refrains schreiben, mitunter vielleicht einen Tick zu konstruiert aber das Songwriting ist trotzdem recht breit angelegt und meist überdurchschnittlich. Bei den Namensgebung hätte man sich allerdings schon etwas mehr Mühe geben können - griffige Sachen wie „Land Of Confusion“ (GENESIS), „Wasted Years“ (IRON MAIDEN), oder „King For One Day“ (GREEN DAY) gab es alles schon und die hier gleichbetitelten Songs sind eben keine Coverversionen, wie man vielleicht beim Durchlesen meinen könnte.

Die meisten der 12 Tracks sind mit hochmelodiösen Refrains versehen, meist im Midtempo-Bereich angesiedelt, die ein oder andere schnellere Nummer mehr wäre auch nicht verkehrt gewesen (nur so am Rande) aber dieses Hammerorgan von David Readman beweißt erneut, was mir die letzten Jahren gefehlt hat, denn er besitzt eine der prägnantesten und besten Stimmen im internationalen Hardrockbereich. Bereits der kraftvoll etwas schleppende Opener „Land Of Confusion“ mit leicht orientalischen Flair schönen Backingchören geht gut ab, das flotte „Wasted Years“ bietet AOR-SURVIVOR Rock der besten Güte auch „Big Machine“ ist ein unheimlich energetisch-fetten Hardrocker (das Anfangriff ist etwas bei WHITESNAKE’s „Still Of The Night“ geklaut ,acht aber nix). Bei „Find Your Soul“ gibt’s Classic Rock-Feeling mit einem melancholisch-warmfühligen Refrain und auch das schnell-geradlinige „I Come To Rock“ bietet tolle etwas an Eddy Van Halen erinnernde Gitarrenleads - da hauen die Jungs einen klasse Song raus, denn SAMMY HAGGAR nicht besser hätte singen könnte. So einen überzeugenden Track haben VAN HALEN auf ihrem dünnen Comeback mit David Lee Roth letztes Jahr nicht fertig gebracht! “King For A Day" überzeugt mit schönem Gitarrensolo, der Kracher „Special“ bietet mitreißenden Rock der obersten Güteklasse. Das etwas cool-schleppende „Passage Of Time“ ist das einzig balladeske Stück, absolut überzeugend und einen Extrapunkt für die Band, dass man hier keine der üblichen klebrig-süssen Schmachtfetzen wie u.a. bei der Schweizer Konkurrenz ertragen muß.

Die aktuelle SHAKRA-Scheibe mag zwar auf den ersten Reinhörer etwas rifflastiger sein aber dennoch die packenderen und intensiveren Songs haben für mich ganz klar die PINKIES am Start, gegen die neue Hammerscheibe von AUDREY HORN „Youngblood“ bleiben sie aber auch nur zweiter Sieger. Trotzdem ist „Ceremonial“ ist insgesamt gutes Melodicrockfutter geworden und reiht sich zum Jahrestart hervorragend ein in die vielen bisherigen recht gutklassigen Veröffentlichungen gleich zu Anfang 2013. Die Messlatte für die Nachfolgenden liegt so bisher schon relativ hoch.

Ceremonial


Cover - Ceremonial Band:

Pink Cream 69


Genre: Hard Rock
Tracks: 12
Länge: 51:18 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music