Review:

Forgotten Days

(PALLBEARER)

TIPP

„Forgotten Days“ wiegt schwer. Sehr schwer. Musikalisch und auch textlich muss der Hörer gewaltige Lasten stemmen und diese auch noch verdauen, was das Album zu keiner seichten Kost macht. Keine leichte Aufgabe, die PALLBEARER ihrer Gemeinde aufbürden. Textlich widmet man sich der Familienthematik, aber wer jetzt von RTL-Familienromantik träumt, der ist bei dieser Scheibe an der falschen Adresse. Thematisch werden Krankheiten, Verlustängste und der Tod innerhalb der Familie aufgearbeitet, welche zu Therapiesongs wie „Riverbed“, Silver Wings“ oder „Rite Of Passage“ geformt werden.

Die Tiefe der Texte schlägt sich automatisch auch auf die gebotene Musik nieder. „Forgotten Days“ ist nicht mehr so komplex und progressiv wie der Vorgänger „Heartless“. Es dominieren lavaförmige Riff-Kaskaden, die nicht selten an TYPE O NEGATIVE oder BLACK SABBATH erinnern. Sänger Brett Campell kann mit seinen rauen, eindringlichen, aber immer melodischen Vocals punkten und erinnert oft an Großtaten von TROUBLE. Besonders glänzen kann der Sänger im Song „Riverbed“, der vor großen Emotionen nur so strotzt. Hier wirkt nichts kalkuliert oder gekünstelt. „Riverbed“ musste genau in dieser Version so umgesetzt werden und zeigt die ganze Klasse von PALLBEARER in einem Song auf. „Stasis“ zeigt sogar eine experimentelle Seite der Band auf, die nicht selten an PINK FLOYD erinnert und Riff-technisch in CRIMSON GLORY-Gefilden wildert. Wie man an den vielen aufgezählten Bands in diesem Review erkennen kann, kann man PALLBEARER sehr schlecht auf einen Stil oder eine vergleichbare Band limitieren. Zu gewagt sind manche Sound-Experimente der Band, und zu einzigartig ist das Ergebnis. Würde ich die Jungs aus Little Rock in eine Schublade stecken müssen, dann würden sie wohl im Prog Doom-Fach landen, aber dieses Fach würde für andere Einflüsse immer einen Spaltbreit offen stehen und diese Einflüsse weiterhin gierig aufsaugen.

Wir haben es bei „Forgotten Days“ nicht nur mit einem weiteren Doom-Album zu tun. Wie schon erwähnt, die Scheibe wiegt schwer und muss erarbeitet werden. Zusammen mit den Texten wurde hier ein Vorzeige-Album erschaffen, welches ehrliche Resignation und Traurigkeit in sich trägt und sehr authentisch wirkt. Ein Album für regnerische Novembernächte und flackernde Kerzen. Ein Manifest an die Trauer und die Vergänglichkeit. Groß!

 

Forgotten Days


Cover - Forgotten Days Band:

PALLBEARER


Genre: Doom Metal
Tracks: 8
Länge: 52:55 (CD)
Label: Nuclear Blast
Vertrieb: Rough Trade