Review:

Foundations

(OSYRON)

Jetzt sag doch mal einer, dass das Konsumieren von Metal blöd macht. Hier kommen wir nämlich zu einem Album der Kategorie: Schulhefte auf, Klassenarbeit! Jeder, der sich bis zu diesem Moment mit den Texten der dritten Veröffentlichung der kanadischen Band OSYRON auseinandergesetzt hat, wird sich bei der Themenwahl von „Foundations“ zu Hause fühlen und dem geschichtlichen Test gelassen entgegen sehen. Behandelt wird die kanadische Vergangenheit, Identität und die daraus resultierenden Stigmata, Meinungen und Vorurteile gegenüber der kanadischen Kultur und Geschichte. Die Bandbreite der Texte fängt bei der Kolonisierung des Landes an, thematisiert die Vertreibung der Aborigines bis hin zur Kriegsführung im 1. Weltkrieg und der Assimilierung verschiedener ethnischer Gruppierungen. Welcome to Canada!

Derzeit verbindet man Kanada mit traditionellen Heavy Metal Bands, die alle nur das eine Ziel haben: Ihre Musik im Metal-Eldorado Europa an den Mann zu bringen! OSYRON verlassen hier ein wenig die Norm, da man tief im modernen Prog-Metal agiert und gerne auch mal Ausflüge in die Richtungen Symphonic- und Thrash Metal unternimmt. Vergleichen kann man die Band aus Calgary am ehesten mit Bands wie DREAM THEATER, KAMELOT oder auch FATES WARNING. Der Anfangssong „The Cross“ strotzt nur so vor großen Riffelementen, welche Schlagzeuger Cody Anstey immer treibend und sehr fordernd zur Geltung bringt. Da Bassist Tyler Corbett sich auch Gehör verschaffen möchte, beeindruckt er mit filigranen Bassläufen, die sich wunderbar in den Gesamtsound integrieren. Die Vocals von Reed Alton, der über die gesamte Platte eine mehr als solide Gesangsleistung abliefert, und die auch gerne mal etwas rauer sein dürfen, heben die EP von anderen, zu geschliffen wirkenden Bands ab. Gerne wird auch mal, wie bei „The Cross“, eine orientalisch anmutende Melodie ins Mikro gesäuselt, die hier für den einen oder anderen Hinhörer sorgt. Die Gitarrenfraktion von Bobby Harley und Krzysztof Stalmach bietet, wie oben erwähnt, ein exzellentes Rifffeuerwerk und verliert sich dabei auch gerne mal in dominanten, aber immer melodischen Leadgitarren und technisch perfekten Soli. Insgesamt kann man der Band auf „Foundations“ somit eine überzeugende Gesamtleistung bescheinigen, da immer banddienlich gespielt wird und doch jedes Instrument seinen Freiraum behält und komplett ausfüllt.

Die Videoauskopplung „Ignite“ bleibt der typischen OSYRON-Linie treu, wie auch alle folgenden Songs der musikalischen Marschrichtung folgen. Energische Drums, leicht moderner Anstrich, überzeugende Hooks und teilweise unerwartete Melodieführung. Besonders der epische Mittelpart, der effektvoll mit Keyboards begleitet wird, begeistert beim Hören und macht „Ignite“ zu einer würdigen Single. Und wieder erklingen die orientalischen Laute, die den Sound erfolgreich beleben, bei Reed Alton im Schlusspart die Stimmbänder nochmals auf das Maximum treiben, den Fokus einmal mehr auf den Bereich Thrash legen und den Bangfaktor massiv erhöhen.

Die EP ist mit über 28 Minuten keine Mogelpackung. Manche Bands, besonders aus den Gefilden des Black Metals, würden dies als vollwertiges Album verkaufen! Innerhalb der Spielzeit gibt es keinen Lückenfüller, jeder Song steht für sich selber und hat seine eigene Qualität aufzuweisen. Man hört der Band an, dass beim Einspielen von „Foundations“ eine Menge Selbstbewusstsein im Spiel war und das ganz zu recht! Die Musik in ihrem Mix aus verschiedenen Spielarten unserer Lieblingsmusik überzeugt und wird Thrasher, Progger und Traditionalisten gemeinsam dazu bringen, der kanadischen Geschichtsstunde zu lauschen. Wir beenden hiermit die Klassenarbeit und freuen uns auf einen guten Notenspiegel! Die Versetzung war zu keiner Zeit gefährdet.

 

Foundations


Cover - Foundations Band:

OSYRON


Genre: Heavy Metal
Tracks: 5
Länge: 28:41 (EP)
Label: SAOL Records
Vertrieb: H'art