Review:

All Is One

(Orphaned Land)

Ich weiß auch nicht so genau, warum die Scheiben von ORPHANED LAND an allen Ecken und Enden abgefeiert werden; vielleicht grassiert hierzulande ein Unbehagen, etwas Negatives über eine Band aus Israel zu schreiben?! Aber keine Angst, total negativ wird auch meine Bewertung von „All Is One“, dem sechsten Werk des Quintetts (rechnet man das 1999 neu aufgelegte 1993er Demo „The Beloved´s Cry“ mit), auch nicht, wobei ich in die ganzen Jubelarien der letzten Jahre nicht einstimmen mag. Die Band um Frontmann Kobi Farhi hat sich seit ihrer Gründung vor 20 Jahren von einer reichlich exotischen, gotisch veranlagten Orient-Metal-Band, die irgendwo im gemeinsamen Fahrwasser aus frühen MOONSPELL, frühen TIAMAT, HEROES DEL SILENCIO und den türkischen PENTAGRAM patrouillierte, zu einer Bombast-Kappelle gewandelt, die eher Fans von AVANTASIA oder BLIND GUARDIAN anspricht. Das ist grundsätzlich kein Problem, nur höre ich auf „All Is One“ viel Verpackung, aber zu wenig Inhalt. Der Einsatz von ausladenden Keyboard-Teppichen, weiblichem (Opern-) Gesang und allerlei mittelöstlichen Melodien kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Songmaterial zwar ansprechend, aber beileibe nicht überragend ist. Mit demTitelsong, dem Ohrwurm „The Simple Man“, der Ballade „Brother“ und dem epischen „Let The Truce Be Known“ startet das Album noch viel versprechend, doch danach schaltet die Band in den Spargang und fabriziert kaum noch Melodien mit Nachhaltigkeit (jawoll, jetzt habe dieses Nullwort auch mal benutzt!). Ein Stück wie das auf Hebräisch (?) gesungene „Ya Benaye“ erzeugt nur noch einen vordergründigen Stauneffekt, bleibt aber musikalisch blass, ebenso wie „Freedom“ oder „Our Own Messiah“. Die Fans (die ORPHANED LAND sogar mal für den Nobelpreis vorgeschlagen haben – sonst noch alles gesund?!) werden „All Is One“ wieder in den siebten Himmel loben, Freudentänze ob der Völkerverständigung (und der – unzweifelhaft etwas platten - religiösen Texte) aufführen und dabei völlig übersehen, dass diese Band inzwischen nur noch eine solide bis gute Melodic Metal-Formation ist, die in diesem Fall rein zufällig aus Israel stammt und hier eine zwar hörenswerte, aber weitestgehend belanglose Scheibe kreiert hat. Ich frage mich ernsthaft, ob die Scheuklappen bei einer Band aus dem Iran genauso groß wären…

All Is One


Cover - All Is One Band:

Orphaned Land


Genre: Melodic Metal
Tracks: 11
Länge: 54:20 (CD)
Label: Century Media
Vertrieb: Universal