OPETH sind zurück und präsentieren uns mit ihrem langerwarteten 14. Studioalbum "The Last Will and Testament" ein neues Kapitel ihrer musikalischen Reise. Wie gewohnt erwartet den Hörer ein dichtes Gewebe aus progressiven Elementen, das zwischen sanften Melodien und brachialen Riffs changiert. Und ja.... "the growls are back", wie das Internet schon seit Wochen in tourettehaftem Zwang und in immer engerer Taktung postulierte. Während die instrumentale Leistung jedoch einmal mehr vollständig überzeugt, ist der Gesang von Mikael Åkerfeldt der spielerischen Exzellenz nicht immer gewachsen. Dieses Problem ist im Land des Prog leider nicht unbekannt, gerieren sich doch oft die Hauptakteure der Bands auch als Lead-Sänger, ohne in dieser Disziplin das herausragende Niveau ihres Umfelds zu erreichen. Natürlich ist es nicht schlecht, was der gute Mikael da von sich gibt, aber gerade in Sachen Growls ist in den letzten 25 Jahren in der Metal-Szene einiges passiert und die eindimensionalen Death Metal-Gurgeleien des Meisters sind doch leider etwas outdatet.
Instrumental beweisen OPETH jedoch einmal mehr, dass sie zu den innovativsten und versiertesten Bands der Progressive-Metal-Szene gehören und dabei nicht vergessen, ein Gesamtpaket mit nachvollziehbaren Songs zu schnüren. Die Arrangements sind, wie man es von Opeth gewohnt ist, sehr vielschichtig. Es gibt erneut tolle Streicherparts von Dave Stewart (EGG, KHAN) zu hören, ebenso wie die Flöte von niemand Geringerem als Ian Anderson sowie sehr feine Backing Vocals von Joey Tempest. Die Gitarrenarbeit begeistert zwischen Präzision und Atmosphäre, das Schlagzeugspiel von Studio-Debütant Waltteri Väyrynen kommt ebenso komplex wie dynamisch daher und die Keyboard-Parts verleihen den Stücken wie so oft einen wunderbar morbiden Touch. Vielleicht liegt es auch am Drumming, das "The Last Will and Testament" eine Frische ausstrahlt, wie lange kein Album der Schweden mehr. Man fühlt sich immer wieder an die ganz großen Taten von Anfang des Jahrtausends erinnert. Während in den letzten Jahren eine leichte Stagnation auf höchstem Niveau zu verzeichnen war, vermittelt die Band hier den Eindruck wieder richtig zu brennen.
Auf Songtitel verzichten OPETH bei diesem Album fast gänzlich. Die Songs sind in die Paragraphen 1 -7 gegliedert und lediglich das abschließende "A Story Never Told" kommt in den Genuss eines klassischen Titels. Dies ist dem textlichen Konzept geschuldet, das die Hörerschaft in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurückversetzt. Es erzählt die Geschichte eines wohlhabenden, konservativen Patriarchen, dessen letzter Wille schockierende Familiengeheimnisse zutage bringt. Die Songs spiegeln dabei vielerlei Geständnisse aus Sicht jenes Patriarchen wider. Wer sich also für lyrische Ergüsse begeistern kann, kommt hier voll auf seine Kosten.
"The Last Will and Testament" ist das stärkste Album von OPETH seit "Watershed" und beweist die Band einmal mehr als Meister ihres Fachs. Wer in Åkerfeldts Gesang keinen Nachteil sieht, muss hier zuschlagen und kann das Album getrost in die Top 10 des fast abgelaufenen Jahres einreihen.
The Last Will and Testament
Band:
OPETH
Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 50:56 (Digital)
Label: Reigning Phoenix Music
Vertrieb: