Review:

Orchid

(OPETH)

Das Debüt der Schwedengötter OPETH hab ich mir damals, vor vielen vielen Jahren, mehr oder weniger blind gekauft, nur auf den Tip eines Bekannten hin, der irgendwie ein Demo der Jungs in die Finger bekommen hatte. Na, eine Band aus Schweden, das kann ja nur Death Metal sein. Selten so getäuscht und selten war ein Irrtum schöner. OPETH einfach als Death Metal-Band zu beschreiben wäre ungefähr so wie George Bush als Amerikaner. Irgendwas fehlt da noch. "Orchid" fesselte mich vom ersten Ton an mit seiner Gänsehautatmosphäre, den überlangen Songs, dem gekonnten Wechsel von aggressiven Death Metal-Passagen und ruhigen Einschüben ("Under The Weeping Moon"). Dan Swanö hat die Credits als Produzent, also muss man über die Soundqualität kein Wort mehr verlieren, ebenso wenig über die schlichte, aber gelungene Aufmachung der (die im Inlay sogar noch das alte Logo hat). OPETH verstanden es schon 1994, überlange progressive Songs zu schreiben, die gekonnt den Wechsel zwischen brutalen Passagen, die aber immer melodiös blieben, und akustischen Parts hielten und dabei wie aus einem Guss wirkten. Hier wird keine Idee nur angerissen und dann im musikalischen Nichts verhungern lassen, jeder Ton hat ein Ende, jede Idee, jeder Wechsel, jede Spielerei ist durchdacht und fesselt den Hörer, eröffnet ihm neue Feinheiten bei jedem Hördurchgang. Mr. Akerfield hat sich auf dem Album gesanglich noch recht zurückgehalten und lässt in den überlangen Songs viel stärker seine Gitarre als seine Stimme sprechen. Zeitweise erinnern die leiden-melancholischen Gitarrenläufe an Unanimated, die sich ja zur selben Zeit rumtrieben wie OPETH. Im Vergleich mit den späteren Werken ist "Orchid" noch roher und hat sehr starken Black Metal-Einschlag, die sich bekanntlich bereits bei "Morningrise" verabschiedet haben. "Orchid" war ein Paukenschlag von einem Debüt, damit haben OPETH mehr als nur auf sich aufmerksam gemacht, es war klar, dass diese Band einen außergewöhnlichen Stil kreiert hat und einen außergewöhnlichen Weg. Grandiose Scheibe, die bei mir immer noch jede Woche läuft und für die ich den Schweden auf ewig dankbar sein werde. Auch für die anderen Opeth-Alben, Opeth-Konzerte und Gespräche mit den Jungs, aber an "Orchid" hängen einfach noch mehr schöne Erinnerungen als an den anderen Scheiben. Bei Schnee an einem Lagerfeuer sitzen, Bier in der Hand und kollektives Moshen zu "Orchid". Oder diverse Abende, an denen man sich den neuesten skandinavischen Scheiben hingab und als Abschluß immer "Orchid" hörte. Oder im Schrank einschlief. Danke, OPETH, danke!

Orchid


Cover - Orchid Band:

OPETH


Genre: Death Metal
Tracks: 7
Länge: 65:29 (CD)
Label: Candlelight
Vertrieb: Sony