Review:

Frames

(Oceansize)

Die teilweise bisweilen überschwänglich positiven Rezensionen zu den beiden mir (leider) unbekannten Vorgängerwerken, insbesondere des Debüts "Effloresce" (2003), dieser britischen Formation OCEANSIZE konnte ich mich zunächst auch nach mehreren Durchläufen nur bedingt anschließen. Aber diese Musik hat dann auf lange Sicht betrachtet doch etwas besonderes zu bieten. Mögen es die opulente Klangvielfalt oder die ungewöhnlichen Verläufe kombiniert mit emotioneller Tiefe (ohne zu zerbrechlich kitschig zu wirken) sein oder die stark Alternative Rock geprägten Elemente mit leichtem Psychedelic meets Indie Touch, wenn es etwas verworren-melancholischer wird - die Jungs sind etwas besonderes, keine Frage! Doch absolute Vorsicht sollte man bezüglich des Konsums walten lassen, denn "Frames" ist nicht zu jeder Gelegenheit einfach mal so zu anzuhören, im Auto geht diese Mucke schon mal gar nicht, hier ist die volle Aufmerksamkeit vonnöten, ansonsten besteht die akute Gefahr des Vorbeirauschens. Der Start in diese Album ist zwar nicht so perfekt, denn der etwas bedächtig beginnende Achtminüter "Commemorative T-Shirt" bietet neben etwas zu monotonen Motivwiederholungen fast drei Minuten relativ belangloses Sphärengeprogge ehe dann endlich der Gesang einsetzt, dann geht es aber richtig gut ab fette aufwühlende Gitarrenbreitseiten eher man den Track mit dezenten Indie-Rock Ambiente ausklingen lässt. So haben OCEANSIZE dann doch noch die Kurve gekriegt. Direkt ineinander übergehend folgt dann "Unfamiliar" (einer der Höhepunkte der Albums) mit etwas spröde-schepprigen Gitarren aber bestens flankiert mit urwüchsigen Bass sowie treibenden Schlagzeugparts, der Sänger sorgt ebenfalls sofort für temperamentvolle Ausbrüche und dann folgen typisch für diese Band eher introvertierte sehr gefühlvolle Zwischenparts immer mal wieder im Wechsel mit heftigeren Parts. Und tatsächlich, dieser Mix aus epischer Weite, progressiven Arrangements sowie scheinbar nicht zusammenpassender Wechsel sowie stellenweise ungezügelter Dynamik schaffen einen ganz eigenwilligen Sound sowie Charakteristik, die man sich wunderbar hineinfallen lassen kann. Zwischendurch gibt es zwar auch einige Längen mit etwas zuviel "Nichts", u.a. bei "Savan", die sich selbst mir manchmal etwas zu klangmalerisch ausufernd im Nirvana bewegen. Aber dies ist aufgrund der vielen positiven Aspekte zu verschmerzen. Selbst für die ganz Harten drischt dieses Quintett bei "Sleeping Dogs and Dead Lions" dermaßen heavy mit aggressivem Gekreische sowie fetten Riffs auf den Zuhörer ein, dass so manchem Progie wahrscheinlich Angst und Bange wird, aber bei OCEANSIZE gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt - ein Widerspruch? Nein, ganz sicher nicht, denn auf "Frames" verschwimmen einfach sämtliche musikalischen Grenzen. Die gleichzeitig auftretende gefühlvolle Wärme und musikalische Weite, die fast schon popartigen Harmonien sowie der meist verspielt epische Bombast - und dies alles so gekonnt immer wieder auf’s neue zusammenzubasteln mit viel Charisma - das hat schon was und ist wirklich innovativer Prog Rock der heutigen Zeit auf höchstem Niveau. Immer wieder auf’s neu lassen diese hochtalentierten Musiker ihre fesselnde Klangteppiche entstehen um anschließend den Hörer mit halboffenen Mund sowie staunendem Gesichtsausdruck zurück und denken, das eben vernommene kann doch gar nicht gehen oder passen. Der abschließende Titelsong vereint nochmal alle Stärken der Jungs und ist nochmal eine tolle Hymne geworden mit langsamen Beginn, sich langsam steigernd schönen Streicherarrangements, aufwühlend mit furiosem Finale. Dies Platte erfordert ansonsten die uneingeschränkte Aufmerksamkeit bzw. die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit nicht gängigen Songschemata - Fans von THE MARS VOLTA, COHEED AND CAMBRIA oder auch A PERFECT CIRCLE wissen von was ich rede und dürften hier erneut ein lohnendes Objekt mehr gefunden haben.

Frames


Cover - Frames Band:

Oceansize


Genre: Progressive
Tracks: 8
Länge: 65:23 (CD)
Label: Superball
Vertrieb: SPV