Review:

Arcanum

(Niht)

TIPP

Mit „Arcanum“ verbeißen NIHT ihre bluttriefenden Zähne dank des ausgefeilten Songwritings und der bedrohlichen Harmonien tief im Fleisch der Zuhörerschaft.

Der räudige Sound gibt Atmosphäre, die Scheibe klingt Old School genug, um Underground-Puristen zu beglücken, aber auf der anderen Seite sauber genug, um die Musik nicht zu sehr zu minimalisieren. Verzichtet wird auf überflüssige Frickelei, geliefert wird viel Emotion statt gekünsteltem Okkult-Zinnober. „Arcanum“ ist intensiv und keine leichte Kost; vertontes Leid dringt einem ins Ohr. Bei seiner dunkelsten Schattierung des Metal wechselt das Duo aus Süddeutschland auf seinem zweiten Album immer wieder das Tempo. Sie kreieren dabei keine Standard-Blast-Beats, sondern punkten mit Eigenständigkeit und Variation. S. (Gitarre) und Z. (Gesang und Bass) konnten 2017 bereits mit dem Erstling „Vanum“ überzeugen. Die Musiker kennt man vielleicht auch von der düsteren Death Metal-Band NEKROVAULT, die im letzten Jahr einen ordentlichen Todesbrecher veröffentlichte.

Bei den einzelnen Tracks sind die Namen Programm, und NIHT haben hier Emotionen und Zustände vertont. Die Musik macht die Gefühle spürbar. Mit „Angst“ gelingt ein furios eiskalter Auftakt, der Spuren von IMMORTALs „Diabolical Fullness Mysticism“ und „Pure Holocaust“ und auch von SATYRICONs „The Shadowthrone“, also den nordischen Neunzigern, enthält. Bei „Schmerz“ wechselt beinahe grooviges Midtempo zur Raserei, und NIHT offerieren hier eine stilistische Bandbreite. Diese Bandbreite zeigt sich auch beim dritten Song („Lüge“) in der variablen Stimme; sie wechselt zwischen hoch und tief, und Z. rotzt giftig heiser krächzende Screams. „Sucht“ ist ein sehr extremer Song: es wird gekauert, gelitten und verrückt gewinselt. Mittig lockert die heavy Gitarre den Morast etwas auf, bevor der Song gegen Ende in beschwörendes manipulatives Flüstern übergeht. Danach klingt „Hass“ wütend und bitter, und „Wahn“ wird nach einem langsamen Beginn allmählich wüster und wüster. „Tod“, der letzte und längste Track, ist ein düsteres Biest, das am Ende Erlösung verschafft. Ein Lied wie ein verlorengegangener Todeskampf. Auffallend sind die schönen tragenden Gitarrenmelodiebögen.

NIHT bearbeiten, so verriet die Gitarristin S., auf ihren Alben Aspekte des Nihilismus, und der Albumtitel „Arcanum“, steht für "Geheimnis". Auf dem ganzen Album ist die Stimme prägnant im Vordergrund, die Gesangsarbeit von Z. glänzt vor Abwechslungsreichtum: Krächzen und Heulen, kehlige Growls und Screaming, Falsettschreie mit sich überschlagender Stimme, Geflüster und Hauchen. Eine bewegende kranke Achterbahnfahrt! Die Gitarre trägt im Gitarrenlauf angenehm die Melodien, Keyboard ist da unnötig. Musikalische Vergleiche könnte ich in Ansätzen zu UADA und MGLA, aber auch zu MAYHEM und TAAKE ziehen. Die Klangcharakteristik hat im Sinne einer Low Fidelity einen recht rohen, klirrenden Sound mit wenig Bass und vielen Höhen. Die Produktion des Scumlight-Studios passt gut rein und hat etwas vom Black Metal der alten Second-Wave-Schule. Das Schlagzeug rumpelt dabei hier und da etwas drucklos.

NIHT liefern eine beachtliche musikalische sowie kompositorische Leistung ab, sie hauen hier ein Album raus, das prägnant, beklemmend und erdrückend ist. Ihr Black Metal wirkt auf mich authentisch, und die Band hat echten Widererkennungswert!

 

Arcanum


Cover - Arcanum Band:

Niht


Genre: Black Metal
Tracks: 7
Länge: 34:23 (CD)
Label: Ván Records
Vertrieb: Soulfood