Review:

High

(New Model Army)

Mal wieder was neues aus dem Hause NEW MODEL ARMY steht ins Haus: "High". Das 10’te reguläre Album in 27 Jahren Bandgeschichte seit 1980 bietet nach wie vor alle Trademarks dieser, von manchen Kritikern zwischen durch gerne mal etwas zu stark, in die reine Folk-Ecke gedrängten Band: Schnörkellosen, leicht pathetischen Indie-Songwriter Rock mit nur noch leichten Folkvibes und noch viel weniger Punkroots wie in den Anfangstagen. Der Sound ist immer noch typisch rumpelig (Schlagzeug), klingt leicht garagig, etwas zu dumpf gehalten aber so muß diese Musik einfach auch klingen. Das hat wohl auch Produzent Chris Kimsey (u.a. KILLING JOKE, ROLLING STONES) so empfunden und hat der Band einen etwas altmodischen Touch verliehen der aber bestens zu der immer noch mal wütend-anklagend extrovertiert, dann wieder schmachten fast qualvoll tönenden Stimme von Frontmann Justin Sullivan mit seinen lyrischen Texten paßt. Ich hatte die Band zuletzt eher nicht so dolle in Erinnerung, der auftritt beim 2002 TAUBERTAL Festival ging es eher langweilig bzw. fad zu, der Funke sprang bei neurem Material leider nie so recht auf das Publikum über, na ja jeder kann mal einen schlechten Tag erwischen. In den 80’ern bis Ende der 90’er Jahre hatten NEW MODEL ARMY ihre ganz großen Hochzeiten und tatsächlich einige richtige Hits die auf keinem Partysampler dieser Pahse fehlen "51st State", "Vagabonds" oder "Purity" hießen die Songs. Diese Kapelle hat inhaltlich immer noch etwas zusagen, textlich nach wie vor sehr sozialkritisch und sogar mitunter recht düster geht es zu mit vielen Streicherarrangements und reichlich mollige Klangmuster zu aber stets mit einem pulsierenden Rhythmushintergrund und betontem Bass. Gleich der Opener "Wired" geht tempomäßig super gut ab und rockt gerade aus wie in besten Zeiten. "One Of The Chosen" ist eher nicht so überzeugend, der Song wirkt sehr hektisch, es fehlt mir die klare Struktur, der Sprechgesang ist irgendwie deplaziert und der Refrain ist auch nicht so der Reißer. Bei "High" klappt es dann wieder viel besser, ein dramatischer Song mit epischer Tiefe, ja dass können diese Briten nach wie vor bestens: Stimmungen mit ehrlicher Intensität erzeugen, auch wenn sie manchmal beklemmend erscheinen trotzdem insgesamt dabei nicht zu depressiv rüberkommen. Auch das schwungvolle "Nothing dies Easy" ist ein klasse Song, der bestens an alte Zeiten anknüpfen kann. "All Consuming Fire" ist etwas atypisch, erinnert mich mit diesen dunklen Sprechparts irgendwie an einen FISH-Song, ist aber mit dem schönen Geigenmotiv einer der besseren Songs des Albums. Und dann werden auch die Folkfreunde noch besten bedient, "Into The Wind" ist so ein Prachtexemplar dieser Gattung, wenn auch der letzte extatische oder gar wilde Schwung zu früheren Tagen fehlt. Mitunter mangelt es so manchem der Tracks vielleicht etwas an dem letzten Funken (ähnlich wie bei dem geschilderten Konzert von vor Jahren), manche Längen sind nicht zu überhören, teilweise wurde mir etwas zu stark experimentiert - trotzdem schlechte Musik ist etwas anderes. Eines kann man bei aller Kritik dieser Band niemals absprechen: Herzblut, Engagement und auch ganz viel Seele stecken sie in ihre Songs, da fehlt es an nichts, die Musik klingt authentisch, ehrlich und auch die Musiker können Sympathiepunkte einfahren. Einzig die ein oder andere Umsetzung hätte etwas "greifender" ausfallen können so wie die absolut überzeugenden Schlussnummer "Bloodsports", da paßt alles wieder bestens.

Klar, die Mucke ist natürlich Retro pur und dürfte in heutigen Zeiten wohl eher die älteren Fans ansprechen aber NEW MODEL ARMY klingen niemals peinlich wie die Kollegen von den STONES und sind mit ihrem Sound auch irgendwie zeitlos. Auch eine Leistung, die es zu achten gilt.

High


Cover - High Band:

New Model Army


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 49:21 (CD)
Label: Attack Att
Vertrieb: Rrough Trade