Review:

This Godless Endeavor

(Nevermore)

TIPP
Was soll man über eine Band schreiben, die seit Beginn ihrer Karriere berechtigterweise mit Lobeshymnen überschüttet wurde?! Nachdem das 2003er Meisterwerk "Enemies Of Reality" aufgrund seines schwachen Sounds kritisiert wurde (was mittlerweile behoben wurde - es gibt seit ein paar Monaten einen überarbeiteten Remix) und die von NEVERMORE inspirierten COMMUNIC vor etwa einem halben Jahr ein Wahnsinnsdebüt ablieferten, dachten vielleicht einige Anhänger der Seattler, dass die Band ihren Zenit als Genre - Vorreiter nach gut zehn Jahren überschritten habe. Und dann das! Legt man "This Godless Endeavor" bereits mit dem Wissen in den Player, es handele sich um ein wie üblich bombiges Album von Warrel Dane und Co., wird man selbst dann noch umgehauen! Das von Andy Sneap überragend produzierte und von Hugh Syme (RUSH, MEGADETH) mit einem schweinegeilen Artwork versehene Hammerteil setzt noch einmal ein Krönchen auf den mehr als starken Backkatalog der Band. NEVERMORE haben es tatsächlich geschafft, (bei Bedarf) noch einmal an Härte und Melodie zuzulegen und liefern hier das vermutlich stärkste Album ihrer Karriere ab, das es sogar ohne Probleme mit dem "Vorzeigewerk" "Into The Mirror Black" aufnehmen kann! Das stilistische Spektrum reicht von der bekannten Progressive / Power Metal - Mischung über hoch emotionale (PSYCHOTIC WALTZ grüßen aus den ewigen Jagdgründen) Parts, Death Metal - Anleihen bis hin zu akustischen Ausbrüchen, die allesamt perfekt ineinander übergehen. Die Gitarrenbreitwand von Jeff Loomis und Neuzugang Steve Smyth (ex - TESTAMENT, DRAGONLORD) lässt selbst Jon Schaffer’s Ballerorgien im Rückspiegel verhungern und Warrel Dane erweist sich, nach seinem Abschwören vom flüssigen Stoff, als abermals poetischer, philosophischer, kritischer, zynischer und hochintelligenter Texter, der selbst vor einem Neil Peart nicht mehr zurückschrecken muss und dazu noch göttlicher singt als bisher. Es wäre eine Unverschämtheit, aus dieser knappen Stunde überirdischer Musik noch einzelne Songs als Höhepunkte herauszugreifen, denn egal, was man anspielt, der Gänsehautdampfhammer schlägt mit breitem Grinsen zu. Der Refrain des Openers "Born" erzeugt wahrscheinlich nicht nur bei mir eine enge Hose, die eingängigen Stampfer "Final Product" und "My Acid Words" setzen den eingängig - anspruchsvollen Kurs fort, bevor "Bittersweet Feast" und der göttliche "The Learning" - Nachfolger "Sentient 6" (alleine die Textzeile "My children, you are my army" rührt fast zu Tränen) etwas vertrackter daherkommen, obwohl auch hier alles nachvollziehbar bleibt… Songwriting auf allerhöchstem Niveau. "Medicated Nation" ist ein rhythmisch geschickter Banger, das kurze, akustische Intermezzo "The Holocaust Of Thought" leitet das etwas an "The Heart Collector" erinnernde "Sell My Heart For Stones" ein; "The Pslam Of Lydia" pendelt zwischen Doublebase - Geholze und melodischen Parts hin und her und das Finale, bestehend aus den komplexen Hämmern "A Future Uncertain" (wie geil ist dieses Ende?!) und dem Titelsong (neun Minuten von Allem, was NEVERMORE groß macht - besser geht’s nicht mehr!), gibt einem endgültig den Rest. Bevor ich jetzt noch länger in Lobpreisungsorgien verfalle, schließe ich mit der Behauptung, dass man diese Art von Musik nicht mehr besser machen kann. Wie sollen denn die Jungs diesen Oberknaller bitte noch einmal übertreffen?! Zum Weinen schön! Danke, NEVERMORE, danke!!!!!

This Godless Endeavor


Cover - This Godless Endeavor Band:

Nevermore


Genre: Progressive
Tracks: 11
Länge: 57:18 (CD)
Label: Century Media
Vertrieb: SPV