Review:

Blue Circles

(Neronia)

Warum werde ich nur mit dieser Scheibe der deutschen Formation NERONIA einfach nicht so recht warm?! Es liegt dabei ganz bestimmt nicht an zu wenig Umläufen, die ich diesem Album „Blues Circles“ auf meinem Player eingeräumt habe, außerdem ist die Musik bei weitem nicht sperrig oder gar zu technisch verquert wie man es bei manchen Progalben schon empfunden hat, nein es ist etwas anderes. Es ist diese Stimme von Sänger Frank Ullmann, der mit seiner stark pathetischen Art zu singen sowie auch den vielen „gesprochen-erzählenden“ Parts, dem leicht unrunden English sowie insgesamt der Tatsache, dass mir die Vocals doch etwas zu weit vor die Instrumente gemischt wurden, einfach den Höreindruck etwas trübt. Jetzt bitte nicht falsch verstehen, der Junge kann schon singen, nur triff er bei mit seiner sehr hellen Stimme einige Hörnerven, die mich eher etwas stirnrunzelnd zurücklassen. Der Hang manchmal sogar (absichtlich) leicht schräg und zu betont theatralisch zu klingen, insbesondere bei der Melodieführung, trägt ein übriges dazu bei. Gleich beim Opener „Desert Sand“ ist dies sehr prägnant und hier passen die Backings auch nicht dazu.Dies trifft dankenswerterweise aber nicht bei jedem Song zu, aber schon bei vielen eingängigeren Parts. Die Musik ansonsten ist nicht schlecht gemacht, ich würde dies mal einfach als deutschen (Neo) Progrock mit Hardrockanleihen charakterisieren.

Die Band entstand ursprünglich mal aus der Formation ULYSSES und vor fünf Jahren lieferten NERONIA dann ihr Debütalbum „Nerotica“ ab, bei dem Keyboarder Rainer Teucher bereits als Gastmusiker an Bord war. Apropos, dieser Musiker gefällt mir mit seinen sehr speziellen sowie abwechslungsreichen Sounds sehr gut, denn er verleiht dem Gesamtbild der Band oft das gewisse Etwas und einen Hauch von Exklusivität. Dies trifft bei dem prägnanten Loop von „Shockwaves“ zu, das hat was von 80’er Jahre Wave. Auch das schöne Tastensolo gegen Ende geht dahin, der Bass groovt klasse, die Gitarren am Ende klingen etwas nach alten SAGA, der Refrain wird etwas zu oft wiederholt. Dieser Neo Prog kommt erfreulicherweise nicht typisch britisch daher, die Darmstädter versuchen schon betont etwas melancholisch-düsterer zu variieren, immer wieder werden mal etwas härter-erdigere Töne mit eingebaut. „Naked Pale“ ist dabei so eine typische Ballade, am Anfang passiert inhaltlich lange relativ wenig dann folgt ein klasse fast schon bluesartig gespielter Gitarrenpart, um dann wieder mit angezogener Handbremse zu schließen.

Insgesamt ist aber (zu) vieles im Midtempobereich wenn nicht gar betont balladesk gehalten, da fehlt es mir etwas an Power bzw. Überraschungen, bei den hinteren Songs wird dies zwar etwas besser, aber es fehlt in Summe an Kompaktheit. Es gibt opulente, nicht allzu komplexe Arrangements, schönen Soli mal etwas schwebender dann wieder riffig, es sind dabei vielleicht der ein oder andere atmosphärische Parts zuviel mit Klavierklängen und akustischer Klampfe, da fehlt es an den belebenden Elementen. Als Beispiel sei hier „One On One“ genannt, zu nervige Textwiderholungen und zu gleichförmig. Ich hätte mir etwas mehr Songs der Kategorie „Cold and Strange“ mit fetzigeren Rhythmen oder noch besser „Lost in Grey“ (tolle doppelläufige Gitarrenleads) gewünscht, hier legt die Band deutlich mehr Energie sowie mehr Elan an den Tag, wirkt mitreißender als zuvor und auch der Schluss mit „Seven Shades“ und tollem auslaufendem Gitarrensolo ist absolut überzeugend gemacht. Beim Drumming hätte es stellenweise aber schon noch etwas mehr Dynamik gebraucht, da könnten die Songs ruhig etwas an Drive zu legen.

Insgesamt gefällt mir die Produktion aber schon mit einem sehr klaren Klang, kein Wunder für das Mastering war Kulttastenmann Eroc (Grobschnitt) zuständig. Die Scheibe kommt professionell daher, passt im Großen und Ganzen. Aber wie gesagt: An vielen, aber nicht den entscheidenden, Details hapert es (wie erwähnt) schon noch. Daher ist diese Scheibe eine durchschnittliche, aber beileibe keine schlechte CD geworden. Mit dem Sänger hatte ich etwas zu kämpfen, das mögen andere sicher nicht so empfinden. Trotz der erwähnten Mankos lässt sich „Blues Circles“ ganz gut anhören. Manche mögen die CD sogar als eine Art Geheimtipp sehen, ich hatte den Eindruck, es hätte von den Möglichkeiten noch etwas mehr sein können aber vielleicht dann beim nächsten Mal.

Wem die deutschen Bands wie MARTIGAN oder ARILYN etwas sagen, sollte auch hier fündig werden, wenn auch NERONIA deren Songwritingniveau (bisher) noch nicht ganz erreicht haben.

Blue Circles


Cover - Blue Circles Band:

Neronia


Genre: Progressive
Tracks: 9
Länge: 51:37 (CD)
Label:
Vertrieb: