Review:

What if...

(Mr. Big)

Haben MR. BIG eigentlich früher stilistisch auch schon immer so eine leichte VAN HALEN-Schlagseite gehabt? Kann mich eigentlich nicht so sehr daran erinnern, obwohl die starken beiden ersten Werke und dabei vor allem der Kracher und Multiseller „Lean Into it“ von 1991 mit denen die US-Hardrocker den internationalen Durchbruch schafften, liegen ja schon ein paar Jährchen zurück. Aber Hits wie „To be with You“, „Just take my Heart oder auch die schöne CAT STEVENS-Coverversion “Wild World” werden auch heute noch in vielen Formatradios gerne gespielt.

Nach diversen Besetzungswechseln, Auflösungen und Comebacks hatten sich MR. BIG Anfang 2009 im Original-Line-up wieder reformiert, gingen auf Welttour, es erschien eine Live-DVD bzw. Album „Back To Budokan“ sowie natürlich eine „Best-of“. Jetzt also das erste richtige Reunionalbum mit „What if…“ benannt, wobei die Band hier in der alten Originalbesetzung Eric Martin – Vocals, Paul Gilbert – Guitar, Pat Torpey – Drums, Billy Sheehan – Bass zusammen mit der Produzentenlegende KEN SHIRLEY ein durchaus passables Album abgeliefert hat. Nicht nur covermäßig wird hier echt die Sau rausgelassen - der Rock steht im Vordergrund. Aber mal ehrlich, selten so ein bescheidenes Frontcover einer etablierten Band gesehen, ist echt grausig geworden - hätte eher zu den FLYING PICKETS gepaßt aber ne gestande Rockband geht garnicht. Apropos der gute Shirley beweist hier, dass er im Gegensatz zu vielen seiner IRON MAIDEN-Machwerke durchaus auch gut und klar klingende Alben abmischen kann.

„What if...“ enthält insgesamt 12 Tracks und dabei einige sehr starke Stücke, wie u.a. die erste Single dass kraftvolle „Undertow “mit den erwähnten (Eddy) Van Halen Gedächtnisvibes bei der Gitarrenarbeit. Meist überzeugend, nicht nur bei seinen diverse typischen Shreddersolis agiert dabei Gitarrengott Paul Gilbert, der zusammen mit seinem Mitstreiter Billy Sheehan am Bass eine gut abgestimmte Vorstellung abliefert und für mit tollen Duellen für viel Betrieb und einen „runden“ Sound sorgt. Sänger Eric Martin zeigt sich gewohnt vielseitig mit breiter Brust und scheint überhaupt nichts von seiner energiegeladenen Stimme verloren zu haben.

Als weitere Highlights der Scheibe wäre der bluesig angehauchte straighte Rocker „American Beauty“ zu nennen. Auch bei “Still Ain't Enough For Me” lassen es die Herren so richtig krachen, der Saitenhexer brilliert mit einer Achtbahnfahrt zusammen mit den irrwitzigen Bassläufen versprühen MR. BIG tatsächlich Energie pur, von wegen Altherren Rock, dies sollten sich mal einige der in 2010 eher traurigen Comebackversuchte (auch auf diesem Label) mal reinziehen, so muß dass sein. Aus dem guten „Nobody Takes The Blame“ (mit einem leichte LED ZEPPELIN-Touch) hätte man noch etwas mehr herausholen können, da überzeugt mich alles bis auf den etwas mäßigen Refrain, ähnlich ist dies bei „I Get The Feeling“ trotzdem sind das gute Tracks. Dagegen macht man aus die Halbballade „Stranger In My Life“ zum Glück kein zweites „To be with you“ und kommt trotzdem nicht zu schmalzig rüber. Ganz im Gegensatz zu dem etwas zu glatten und auf 80er Jahre AOR-Wohlfühl-Kuschelrockradio getrimmte „All The Way Up“ - der Song ist leider ziemlich belanglos und daher überflüssig. Die eins, zwei eher mittelmäßige Durchschnittsnummern kann man zwar nicht wegdiskutieren, aber die können den insgesamt positiven Grundeindruck dieses Albums nicht ernsthaft kaputt machen. Alle Altfans dürfen getrost zuschlagen, die Herren können es tatsächlich noch, ein guter Querschnitt aus etwas Melodic und viel Hardrock. Und ehrlich gesagt, gelingt dies mit „What if…“ deutlich besser als (von mir) erwartet.

What if...


Cover - What if... Band:

Mr. Big


Genre: Hard Rock
Tracks: 12
Länge: 50:52 (CD)
Label: Frontiers Records
Vertrieb: Soulfood Music