Gerade erst im November letzten Jahres waren MOTORPSYCHO mit ihrem im August erschienenen Album „Child Of The Future“ auf Tour, und jetzt legen sie schon mit „Heavy Metal Fruit“ nach. Im Interview hat Gitarrist Snah das neue Werk bereits als das beste MOTORPSYCHO-Album überhaupt angekündigt, und gerade auch, weil „Child Of The Future“ stellenweise etwas kraftlos wirkte und nicht komplett überzeugen konnte, kann man umso gespannter auf die neue Scheibe der Norweger sein. Und Snah könnte durchaus Recht haben: Nach dem ersten Durchhören ist man zwar erst einmal etwas erschlagen und auch ein bisschen ratlos, gleichzeitig aber auch völlig euphorisch. Es gibt ausgedehnte Jams zu hören, wie man sie sonst vor allem von den Live-Shows kennt, dazu schwer rockende Riffs und fantastische Melodien, aber auch ungewohnte Elemente in Form von progressiven bis krautrockigen Instrumental-Parts. Bei jedem weiteren Hören öffnen sich die Songs mehr, und es erschließen sich einem Strukturen und Details. Und dann ist man irgendwann voll drin – und hebt ab, in die unendlichen MOTORPSYCHO-Weiten. Highlight ist sicherlich der letzte Song des Albums, das vierteilige und über 20 Minuten lange „Gullibles’s Travails“: Die Reise beginnt bei einem hypnotischen Riff, setzt sich über einem ruhigen, fließenden Part fort, der einem klassischen Prog-Rock-Song im Stile KING CRIMSONs entlehnt sein könnte, läuft dann weiter durch ein schräges, treibendes Gitarren-Solo und endet in einem fast schon pompösen Schlusspart, bei dem noch einmal in den schönsten Harmonien geschwelgt wird. Hier wird die Vielfalt und Intensität des gesamten Albums noch einmal komprimiert vorgeführt. Ob MOTORPSYCHO mit „Heavy Metal Fruit“ ihr bislang bestes Album abgeliefert haben, wird sich wohl erst in den nächsten Jahren zeigen. Sicher ist aber jetzt schon, dass es eines ihrer ganz großen Alben ist, das durchaus an Meisterwerke wie „Trust Us“ oder „Angels And Daemons At Play“ anknüpft.
Heavy Metal Fruit

MOTORPSYCHO
Genre: Rock
Tracks: 6
Länge: 62:10 (CD)
Label: Stickman
Vertrieb: Indigo