Review:

The Grudge

(Mortiis)

Der kleine Mann mit dem Hang zur kosmetischen Chirurgie und extravagantem Make-Up ist wieder da. Seit jeher überzeugte er eher durch nonkonformistisches Auftreten als durch musikalisch herausragende Qualität. Und auf die Gefahr hin, dass ihm dies etwas von seinem Paradiesvogeltum nimmt, geht er auf "The Grudge" dennoch erstaunlich konsequent den mit dem letzten Album angefangenen Weg weiter. Riesenschritte unternimmt er nicht, er setzt den Fokus lediglich mehr auf den Industrial Rock, Experimente geht er kaum mehr ein. Am Rockzipfel von Bands wie FILTER hängend, bleibt nordische Kälte auf dem Weg durch die vielen Kabel der elektronischen Spielzeuge im Nirvana hängen. Mit zwei Gitarristen haben die Songs mehr Wumms, rotzig blechern tönen etliche in bester Manier der überseeischen Inspirationsquellen. Dieser Sound ist es aber auch, der MORTIIS uneigenständig klingen lässt. Dabei ist "Gibber" dann gar so sehr MINISTRY, dass MORTIIS wohl selber dabei schmunzeln müssen. Mit dem Gefühl von clubbigem Breakbeat punktet dagegen als Ausnahme der Track "Decadent&Desperate", dessen himmlisch einfache Melodie gegen Ende überrascht. "Le Petit Cochon Sordide" als zweiter Song mit etwas vertrackterem Rhythmus machen klar, wo die Stärken von "The Grudge" liegen. Nur leider gibt es von dieser Sorte Song zu wenige, die meisten wälzen sich nach anfänglichen Höhen in öder Gefälligkeit und ebben sang- und klanglos ab. Es wird spannend werden, die Band auf der kommenden Tour mit diesen Songs live zu erleben, seine Ohren machten immer einiges wett.

The Grudge


Cover - The Grudge Band:

Mortiis


Genre: Electro Metal
Tracks: 10
Länge: 46:43 (CD)
Label: Earache Records
Vertrieb: SPV