Review:

Freedom Of Speech

(MENTALIST)

MENTALIST? Nie gehört, aber der Beipackzettel verspricht doch einiges. Hier hat sich doch etwas Metal-Prominenz die Klinke in die Hand gegeben. Bekanntestes Bandmitglied ist mit Sicherheit Thomen Stauch am Schlagzeug, der für seine Arbeit bei BLIND GUARDIAN wohl der Mehrheit ein Begriff sein sollte. Die Gitarrenarbeit wird von Kai Stringer und Peter Moog übernommen, wobei Ersterer als Gitarrist von STARCHILD bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Interessant ist die Position des Sängers besetzt. Ein gewisser Rob Lundgren hat diesen Job übernommen, der laut Info ein Youtube-Star sein soll. Ok, den Namen hatte ich noch nie gehört, also mal die Recherchemaschine angeworfen und aktives Stalking betrieben. Und siehe da, dieser Bursche ist zwar bei Youtube mit 190.000 Abos kein kleines Licht, aber auch kein Riesenverdiener. Aber immerhin eine Hausnummer, die sich mit Metal-Covern sehr ordentlich präsentiert. Außerdem hat er den Posten des Frontmanns bei diversen anderen Bands ausgefüllt, deren Bekanntheitsgrad aber nicht ins Gewicht fällt.

Im Track „Belief“ hinterlässt Gastsänger Daniel Heiman (ex-LOST HORIZON) seine Duftmarke und als permanenter Gast-Keyboarder konnte Oliver Palotai von KAMELOT gewonnen werden. Auch das Bandmaskottchen, der „Mentalist“, wurde von einer prominenten Person kreiert. Kein Geringerer als Thomas Ewerhard von AVANTASIA konnte für diesen Job verpflichtet werden. Bei einer solchen Mischung aus Profis darf natürlich das Gesamtpaket nicht vernachlässigt werden, und somit konnte für das Cover-Design Andreas Marschall gewonnen werden, dessen Cover-Artworks für Bands wie KREATOR, BLIND GUARDIAN oder RUNNING WILD wohl in jeder gut sortierten Plattensammlung zu finden sein dürften.

Wie man bei der Bandbesetzung vermuten kann, trifft man auf der musikalischen Seite auf klassischen Heavy Metal, der eine sehr melodische Schlagseite aufweisen kann. Teilweise betritt man sogar die Pfade des Prog-Metals und driftet sogar in Speed Metal-Gefilde ab. Zusammengefasst eine gute Mischung aus GAMMA RAY, BLIND GUARDIAN, IRON MAIDEN und PRIMAL FEAR. Klingt nach typisch deutschem Metal und sorgt somit nicht für die große Überraschung. Wie von den Musikern zu erwarten, bewegt sich die Musik dauerhaft auf einem technisch sehr hohen Niveau, welches besonders in den Solopassagen sehr gut zur Geltung kommt. Als Anspieltipps würde ich „Whispering Winds“ und „Run Benjamin“ benennen wollen. „Whispering Winds“ entpuppt sich als waschechte Power-Ballade, die mit einem sehr hohen Wiedererkennungswert aufwarten kann (als Schlusstrack nochmal in einer orchestralen Version zu hören), während „Run Benjamin“ mit allen Spieltechniken eines tollen Melodic Metal-Songs begeistern kann. Besonders der Refrain überzeugt und macht die acht Minuten zu einem wahren Hörgenuss. Wirklich gut gemacht und ein echter Hinhörer. Die anderen Songs haben teilweise ihre Längen, und man hat irgendwie das Gefühl, dass man alles irgendwo schon einmal gehört hat, was die Qualität der einzelnen Songs aber nicht schmälert. Es fehlt halt manchmal der Überraschungseffekt, der leider auch bei Sänger Rob ein wenig fehlt. Der Mann ist zwar ein richtig guter Sänger und kann sich locker in eine Reihe mit Ralf Scheepers oder einem Tobias Sammet einreihen, aber es fehlt halt die Eigenständigkeit und Spontanität. Irgendwie klingt es so, als wurde hier ein guter Nine-to-Five-Job erfüllt, aber keine Überstunde abgeleistet. Es ist halt alles perfekt, aber das nimmt der ganzen Geschichte ein wenig die Spontanität und Unverbrauchtheit, mit der ein Debüt-Album normalerweise aufwarten kann. Dies ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau, da wir es mit einem wirklich gutem Metal-Album zu tun haben, und Fans der oben genannten Bands definitiv ihre Freude an „Freedom Of Speech“ haben werden. Bei geplanten Live-Shows wird das Bandmaskottchen scheinbar magische Tricks auf der Bühne aufführen und als MENTALIST eine gewichtige Rolle auf der Bühne einnehmen. Ich hoffe, das artet nicht zu sehr in ein Kaspertheater aus, da die Musik eigentlich schon gut für sich alleine sprechen kann. Ich bin mit dem Album zufrieden und kann eine ausbaufähige, gute Note bescheinigen. Mehr Hokuspokus verspreche ich mir von folgenden Alben.

 

Freedom Of Speech


Cover - Freedom Of Speech Band:

MENTALIST


Genre: Melodic Metal
Tracks: 12
Länge: 67:35 (CD)
Label: Pride & Joy Music
Vertrieb: Soulfood