MELISSA ETHERIDGE besitzt nachwievor eine der charismatischen Stimmen der Musikszene. Dies stellt sie auch mit ihrem neuen Songmaterial „This is M. E." unter Beweis. Die Frau hat schon viel in ihrer Karriere erlebt und erreicht u.a. zwei Grammys und einen Stern auf dem Walk of Fame und sogar eine schwere Krebserkrankung überwunden. 1988 hatte die Lady einen Traumkarrierestart, ihr selbst betiteltes Debüt wurde dank der beiden Superhits „Bring me some Water" und „Like The Way I Do" alleine in den Staaten über fünf Millionen mal verkauft.
Auch auf dieser Scheibe gibt die Rocklady wieder den vollen Einsatz, besticht durch tolle Vocals und einen hohen Wiedererkennungswert. So richtig nur pur Rock war bei Frau Etheridge ja auch schon früher nicht nur, ihre Songs bewegten sich schon immer poplastig und so gibt es auch auf „This is M.E.“ einiges an eher leicht verdaulichem. Nur was hier hochkarätige Mainstreamproduzenten wie Jon Levine (u.a. Nelly Furtado), RoccStar (Usher, Chris Brown), Jerrod Bettis (Adele, One Republic, Jerry Wonda (Fugees, Mary J. Blige) insbesondere bei drei Songs so fabriziert haben, ist mir dann doch zu arg auf's US-Radio getrimmt. Die Tracks mit vielen Uhhs, Ahhs und La-La-Passagen sind natürlich perfekt arrangiert, nehmen der Musik mitunter aber etwas die Tiefe. Der Opener “I won’t be alone Tonight“ kommt eher langsam auf Tempo, das wunderbar raue Organ von Melissa dominiert, die Hookline ist ganz solide nur diese „Ohs Ahs“ können den Eindruck von Massenanbiederung nichtverleugnen. Noch schlimmer „All the Way home“ ähnliche Laute verhunzen den Song ziemlich und zum dritten noch „A little bit of me“ - nee solche angezuckerten Sachen mag ich von dieser Stimme net hören. Sorry Easylistening. Dass es auch deutlich anders geht zeigen klasse Songs wie u.a. das eher düstere, leicht aggresive “Monster“ mit einem kantigen Bluestouch und Hammermundharmonika. Endlich mal etwas fetter Schmiss im ganzen Song, der legitime Nachfolger von „Like the way I do". Und bei„Ain't that bad“ kommt es noch fetter, es wird nichts zuproduziert es gibt sogar ein richtiges AC/DC-Riff zu hören – beide Songs sind nur etwas kurz. Auch ihren bekannten Hang zu Countrypop trägt sie bei “Do it again“ mit schönen Steel-Gitarren Rechnung, die hier verstärkt für Singer-/Songwriter Stimmung sorgen. Die Lady kann einfach geile Lieder schreiben mit richtig fetter Atmosphäre wie das eher etwas dramatisch sich steigernde “Like a Preacher“. Der eindringliche Song ist der heimliche Hit der Scheibe. „A Little Hard Hearted" kann auch überzeugen, trotz etwas starker Miss Furtado Trademarks. Die abschließende, sehr gelungenen einfühlsame Ballade „Who are you waiting for" mit gelungenen Tastenparts (ansonsten eher sparsam eingesetzt) gehört ebenfalls zu den Höhepunkten.
Unter dem Strich bleibt ein gutes Album, die Songs sind durchweg gut komponiert – es hätte sogar sehr gutes werden können, wenn man etwas mehr Kante gezeigt hätte und mehr auf dynamische Parts mit energie betonteren Songs gesetzt hätte. Da kommt diese Wahnsinnsstimme einfach am besten rüber. Auf "This Is M.E." beweißt Melissa Etheridge erneut welche Songwriterfähigkeiten in ihr stecken, da paßt vieles und die Melodien überzeugen. Nur das nächste mal bitte den Focus noch stärker auf ROCK richten mit etwas mehr Biss auftreten,dann reicht's auch für einen Tipp.
This is M.E.
Band:
Melissa Etheridge
Genre: Rock
Tracks: 11
Länge: 41:25 (CD)
Label: Steamhammer /SPV
Vertrieb: SPV