Review:

Eat Me, Drink Me

(Marilyn Manson)

Wenn man Herrn Manson am Absinth-Glas nippend über seine vergangene Beziehung mit der früher nicht weniger skandalträchtigen Bourlesque-Stripperin von Tesee bei MTV plaudern hört, nimmt man ihm kaum ab, dass das Album keinen Trennungsschmerz beinhalten soll. Noch nie wirkte das ehemalige Enfant Terrible der MTV-Musik bei seinen Songs dermaßen offen und verletzlich wie er dies bei "Eat Me, Drink Me" tut: Eine Offenheit, die er bisher nur in provokant extrovertierter Art zur Show trug. Die Zeiten, in denen er seine Stimme hinter schrägen, monoton-harten Gitarrenwänden oder opulenten Soundkulissen versteckte, sind passe. Und so scheinen grade die letzten Alben eine Verkleidung gewesen zu sein, die er nun abgelegt hat. Im bisweilen balladesken Flair seiner öffentlichen Ich-Sezierung überraschen gar Gitarrensoli im Stile soliden Hardrocks - weniger durch ihre technische Umsetzung sondern vielmehr als erstaunliches Stilmittel den ohnehin nicht immer ganz einfachen Tracks eine mögliche Radiotauglichkeit zu nehmen. Tanzbarkeit geht dem Album völlig ab, und nur die mir nicht mehr aus dem Gehörgang wollende Maxi "Heart-Shaped Glasses" hat im Chorus klares Hitpotential. "Eat Me, Drink Me" zeigt MARILYN MANSON in Bestform, der 2007, auch komplett ohne sein Image, musikalisch vielleicht zum ersten Mal überhaupt bestehen könnte. Und dabei ist Album ist abwechslungsreicher denn je geraten: Das cool rockende "They Said That Hell's Not Hot", das mit einer schönen Bassline versehene "The Red Carpet Grave" oder die schreienden und dabei doch lähmenden Gitarren bei "Are You The Rabbit?". Und um auf die Vielfalt zurückzukommen: Bisweilen fast schon Rob Zombie-sche Züge nimmt dabei das sehr düstere "You And Me And The Devil Makes 3" an. Ich habe nichts vom neuen Album "Eat Me, Drink Me" erwartet und war definitiv positiv überrascht - ich bin sicher, dass es vielen so gehen wird, die nicht seinen Anfangstagen nachhängen, denn damit verglichen, handelt es sich bei MANSON mittlerweile um wenig schockenden Poprock. Und den abschließenden Dancefloor-Remix von "Heart Shaped Glasses" hätte man sich wirklich schenken können.

Eat Me, Drink Me


Cover - Eat Me, Drink Me Band:

Marilyn Manson


Genre: Rock
Tracks: 12
Länge: 56:30 (CD)
Label: Interscope
Vertrieb: Universal