Review:

Somewhere Else

(Marillion)

MARILLION waren in der Ära nach FISH ja schon immer für den ein oder anderen Albumflop gut ("Radiation" oder "Marillion.com"), trotzdem war ich vor dem ersten Reinhören des aktuellen Werkes "Somewhere Else" eigentlich guter Dinge. Es sollte aber leider anders kommen. Fast drei Jahre nach dem meist gelobten "Marbles"-Album (das ich zu meiner Schande als Fan dieser Band bis heute noch nicht gehört habe) haben Marillion wieder was Neues am Start. Die Spannung war entsprechend groß aber leider kam auch schnell die Ernüchterung, denn von den 10 gebotenen Tracks würde ich drei als gut, zwei einigermaßen als mittelmäßig, zwei Totalausfälle und den Rest als größtenteils belangloses Geklimpere mit viel langweiligen Chill-out Gedudel einschätzen. Obwohl gleich der gelungene Opener "The Other Half" eigentlich einen guten Start verheißt - es geht dabei solide prog-rockend mit schönen Gitarrenparts, wohlklingenden Keyboards sowie solidem Gesang gut ab und auch der getragener Mittelteil paßt. Auch das etwas langsamere mit etwas verschrobenerem Beginn versehene "See It Like A Baby" mit coolen Drumsounds und durchgängig schöner Gitarrenarbeit von Steve Rothery kann Pluspunkte sammeln. "Thank You Whoever You Are" ist dann schon etwas schwächer, da passiert musikalisch nur wenig mit zu gleichförmigen Soundkaskaden (etwas, was sich noch häufiger so auf dem Album zeigt). Der absolute Ausfall kommt dan mit lärmigen "Most Toys" mit heftigen Riffs die zwar formal rockig sind aber völlig nullachtfünfzehnmäßig klingen, diese Art von pseudo Rock paßt außerdem überhaupt nicht zu Hogarths Stimme. Ebenso wenig überzeugend, wenn auch nicht ganz so mies, ist "The Last Century For Man" geraten, ach hier wird lange Zeit so vor sich hin gespielt, die Vocals arg genuschelt, der Sound verwabert und erst gegen Ende kommt die Band mit eeinem opulenten Streicherarrangement so richtig auf den Punkt, die Gitarren werden aufbrausend heftig mit typischem Marillionflair aber retten den Song nicht mehr. Überhaupt ist auffällig dass sich Rothery auf vielen Songs immer erst ab Mitte oder gegen ende so richtig in' Zeug legen darf, vorher tritt man auf die Bremse. Man möchte betont atmosphärisch klingen ähnlich wie zu seeligen "Brave" Zeiten aber es gengt so gut wie nie,diese tolle Intensität zu erreichen. "Somewhere Else" schafft dies dann gerade mal so, trotz zu vieler nichtssagender Fülleffekte. Auch bei "A Voice From The Past" dominieren die Tastensounds und verwässern dabei sehr stark, es blubbert alles so vor sich hin bis nach 3 Minuten endlich die schmissigen Gitarren dazu kommen und den Song endlich in die Spur bringen. Das Album ist insgesamt sehr, sehr durchwachsen zwar mit einigen schönen Momenten aber auch leider mit vielen Tiefen, die bei mir eher einen negativen Gesamteindruck zurücklassen. Auch Hogarths meist zu wehleidiger und nerviger Gesang trägt viel dazu bei. "No Such Thing" ist auch so ein zwiespältiger Song, mit den verfemdeten Vocals auf modern getrimmt trotzdem groovd es ganz solide aber letztlich ist die Musik viel zu eintönig ohne tiefer gehende Dramaturgie, nee da hätte man viel mehr draus machen können. "The Wound" hat dann endlich mal wieder so richtig Pepp, geht gut voran und bietet genügend Power mit einem überzeugenden Sänger, der hier mal dieses nölige bzw. brotlose Rumgeeiere beiseite läßt und sich geradlinig auf den Text konzentriert. Auch der Schlusstitel "Faith" mit einem coolen Thema in akustischer Form dargebracht zeigt den Haupmangel dieses Albums überdeutlich- es fehlt an kompositorischer Kompaktheit, die Melodien sind wenig ausgereift man verliert sich in aufgeplustertem Keyboardpomp und es ist ingesamt viel zu ruhig bzw. bedächtig. Vielfach sind die Songs zu ähnlich aufgebaut, erst langsam dann ein zu langatmiger Zwischenteil und dann meist ein theatralisch-heftiger Schluss aber keine Ideen dazwischen oder gar überraschende Breaks. Geschwindigkeitswechsel sind eher selten, vieles dümpelt so vor sich hin, mitreisende Intensität oder packende Stimmungen wird man, wenn überhaupt auf "Somewhere Else" nur spärlich finden. Es herrscht eine gewisse Sterilität und der berühmte Funke spring da nie über. Die Scheibe als Ganzes ist zwar kein kompletter Totalausfall aber sicher eines der schwächeren Werke von MARILLION der Neuzeit!

Somewhere Else


Cover - Somewhere Else Band:

Marillion


Genre: Progressive
Tracks: 10
Länge: 52:3 (CD)
Label: Absolute Music
Vertrieb: Rrough Trade