Review:

Symphony For A Misanthrope

(Magellan)

Zu den fleißigsten Arbeitern, zumindestens was dass Aufnehmen von CD’s betrifft, gehörten die beiden Gardner Brüder alias MAGELLAN bisher eher nicht auch wenn das zuletzt, für meinen Geschmack allenfalls durchschnittliche "Impossible Figures", erst knapp zwei Jahre zurückliegt. Die aktuelle CD "Symphony For A Misanthrope" ("Symphonie für einen Menschenhasser") ist daher auch insgesamt erst Album Nr. 6 - in fünfzehn Jahren Bandbestehen also nicht gerade üppig. Bei Magellan-Mastermind Trend Gardner kann als kleine Entschuldigung aber erwähnen daß er neben seiner Zweiband EXPLORER’S CLUB auch regelmäßig bei diversen Projekten anderer Musiker wie u.a. James LaBrie, Steve Walsh (KANSAS) oder auch Tony Levin (KING CRIMSON) mitgewirkt hat. Gleich vorab, die neue CD kann aufgrund ihrer, natürlich nur für Progressive Rock bzw. MAGELLAN Verhältnisse, relativ eingängigen Songstrukturen, doch sofort deutlich mehr Pluspunkte einfahren. Die immer irgendwie eingestreuten zahlreichen klassischen Elemente bei dem stark von Keyboards geprägten Sound sind zwar noch präsent aber nicht so im Vordergrund wie bei früheren Alben. Was den Hörgenuß aber ungemein verbessert sind die diesmal ziemlich außen vor gebliebenen Jazz und Frickelpassagen - hier haben sich die Jungs löblicher Weise doch ziemlich zurückgehalten. Trotzdem gibt es natürlich diese typischen opulent-monumentalen Stücke wie u.a. das 18-minütige "Cranium Reef Suite" hier dominiert theatralischer Bombast Prog in Reinkultur. Fans solch legendärer Formationen wie YES, älteren GENESIS (mit Peter Gabriel, hier sind auch stimmliche Ähnlichkeiten festzustellen) oder auch RUSH (besonders die ersten 8 Minuten klingen wie die alten 70er Scheiben) werden in diesem Track alle Trademarks dieses Genres wunderbar vereint vorfinden. Dies klingt jetzt vielleicht ein klein wenig anstrengender als sich die Musik in natura anhört aber MAGELLAN schaffen es bei aller Komplexität doch tatsächlich, daß bereits nach dem ersten Hördurchgang einiges hängen bleibt. Neben den erwähnten Klassikanleihen z.B. das klasse Instrumental "Symphonette" (ein mächtiges pompöses Intro der Marke Space Oper) oder die wunderbare "Piano-Intermission" (basierend auf einem Werk von J.-S. Bach) gibt es für diese Band diesmal auch recht ungewöhnliche Songs u.a. das düster-aggressive und richtig metallastig daherkommende "Doctor Concoctor". Der eindeutige Höhepunkt der CD ist ganz klar das dramatische "Why Water Weeds", ein Hammerstück mit vielen fesselnden, abgefahrenen und epischen Momenten zugleich, bei dem krachende Gitarren auf hymnische Vocals bzw. Refrains treffen, einfach spitze gemacht. Dass eher akustisch gehaltene "Wisdom" besticht durch eine herausragende Gesangsleistung. Meinen Respekt an die Brüder Gardner, dass hätte ich den Amis so nicht mehr zugetraut: Eine solche Anzahl gelungener Kompositionen die trotz komplexer Rhythmik sowie schnell folgender authentischer Klanggebilde ein relativ deprimierendes Thema über die Unzulänglichkeit der Menschen, so gekonnt abzuhandeln. Schlüssige Kompositionen mit guten Melodien ohne seicht zu wirken, gelungene Klangexperimente ohne abgehoben zu sein, dass sind MAGELLAN 2005.

Symphony For A Misanthrope


Cover - Symphony For A Misanthrope Band:

Magellan


Genre: Progressive
Tracks: 7
Länge: 46:48 (CD)
Label: InsideOut
Vertrieb: SPV