Review:

Upon the Edge of Darkness

(Lumen Ad Mortem)

TIPP

Die australische Black Metal Szene hat einiges zu bieten: DESTRÖYER 666, ABOMINATOR, THE AMENTA, HORDE, NAZXUL wären einige halbwegs bekannte Namen. Einige dieser Bands von Down Under sind geografisch so weit weg vom nordischen Eis, können mit ihrer Musik aber trotzdem pochendes Blut gefrieren lassen. So ist es auch bei der neuen Kombo LUMEN AD MORTEM! Frostig-düsterer Black Metal funktioniert auch fern vom Permafrostboden.

LUMEN AD MORTEM scheinen vom 90er Jahre-Sound al la EMPEROR und BATHORY beeinflusst zu sein, aber auch von zeitgenössischen Bands wie WOLVES IN THE THRONE ROOM. Gegründet wurde das Trio 2019 im australischen Adelaide, „Upon the Edge of Darkness“ ist ihr Debüt-Album. Die sechs Songs strotzen vor epischer Ästhetik und melancholisch-hymnisch orchestralen Untertönen. Dabei wird die aggressive Charakteristik nicht vernachlässigt; das betrifft vor allem den vor blutiger Angriffslust triefenden kratzigen Hassgesang von Gregor Pikl.

Der Opener „Infinite Resonance“ ist geschickt im Songaufbau: ein immer wieder Raum gebendes, repetitives Stück mit frostiger Note. Der Bogen zwischen Wut und Epik ist ordentlich gespannt, zwischendurch regieren hämmerndes Riffing und beschwörender Gesang. Bei „Within The Smoke“  kommt es zu vielen Tempowechsel und die Melodien vermitteln eine gewisse Erhabenheit. Der keifende Kreischgesang ist angenehm dämonisch und zum Ende des Songs sorgt Schlagzeuger Matt „Skitz“ Sanders dafür, dass es kräftig im Karton rappelt. „Ethereal“ startet mit einem schönen flotten melodischen Gitarrenspiel; sobald die hallenden Vocals einsetzen, versiebt das Tempo bevor das Schlagzeug immer wieder kurze Blastbeat-Passagen hämmert. Die Gitarre spielt konstant melodisch-hymnisch. Im späteren Verlauf des über achtminütigen Tracks, werden chorale Sounds und monumentale Keys eingemischt. Gegen Ende fühlte ich mich an die Österreicher SUMMONING erinnert. Der Track ist wie ein verschlungener Pfad zu geheimnisvollen Lichtungen. „Thought And Memory“ sorgt für schwarz-metallische Reinheit, orchestrale Klanglandschaften sorgen für Hörgenuss. Manch einer wird von diesem majestätisch-ausufernden Lustwandern gelangweilt sein, mich holt das aber sehr ab! LUMEN AD MORTEM verstehen es sehr gut, die Songs spannend zu halten und Atmosphäre braucht oft Zeit und Platz für Entwicklung. Der Track schließt mit magischen Pianoklänge am Ende ab. Bei „The Voices From The Stream“ fallen extrem garstiger Gesang und schöne Gitarrenmelodien auf. Zwischendurch erklingen ausbrechende Rhythmen. Im späteren Verlauf spielt das Schlagzeug im Stil eines Militärmarsches. Auf der einen Seite ist die Musik energetisch und aggressiv, auf der anderen aber auch nachdenklich und elegant. Den Rausschmiss übernimmt „Narrow Paths And Stony Ground“. Drums und Fanfaren leiten den letzten Track der Scheibe ein. Nach 1:15 Minuten holzen die Jungs ordentlich drauf los: klirrende Riffs und Hass in der Stimme, begleitet von tobenden Blastbeats. LUMEN AD MORTEM bescheren uns einen guten Hassbatzen mit variabler Schlagzeugarbeit zum Ende der LP. Die Produktion von „Upon the Edge of Darkness“ ist weder klinisch, noch puristisch in Sinne von Low Fidelity.

Auf dem fesselnden Album sitzt jeder Song und die Spannung wird die ganze Zeit gehalten. Die Australier verpassen unseren Hörmuscheln eine akustische Eisdusche, die einem stellenweise Schauer über den Rücken jagt. Hier wird Neues geschaffen, um Bewährtes zu bewahren! Eine Hommage an alten Sound, aber mit frischem Wind. Wenn ich jetzt beachte, dass „Upon the Edge of Darkness“ ein Debüt-Album ist, ist das eigentlich kaum zu glauben und hat das Qualitätssigel „Tipp“ verdient.

 

 

 

 

 

 

Upon the Edge of Darkness


Cover - Upon the Edge of Darkness Band:

Lumen Ad Mortem


Genre: Black Metal
Tracks: 6
Länge: 42:0 (CD)
Label: bitter loss records
Vertrieb: